Dienstag, 3. April 2018

Graupner: Lass mein Herz (Accent)

Schier unerschöpflich scheint der Schatz an Kantaten zu sein, den Christoph Graupner (1683 bis 1760) für Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt und dessen Nachfolger geschaffen hat. 
Die Werke, die der Hofkapellmeister komponierte, sind heute nahezu vollständig in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek zu finden, wo nicht zuletzt unter den mehr als 1.400 Kantaten noch so manches Juwel seiner Wieder- entdeckung harrt. Drei davon, aus Graupners frühen Jahren in Darmstadt, stellt Dorothee Mields mit dem Ensemble Harmonie Universelle auf dieser CD vor. 
Im Jahre 1711 entstanden die Kantaten Ach Gott, wie manches Herzeleid zum ersten Sonntag nach Trinitatis und Reiner Geist, lass doch mein Herz zum Pfingstsonntag. Für den dritten Sonntag nach Trinitatis bestimmt war die Kantate Verleih, dass ich aus Herzensgrund aus dem Jahre 1716. 
Die Texte schrieb Hofbibliothekar Georg Christian Lehm. Er hatte, wie Graupner, in Leipzig studiert und nebenher Libretti für die Leipziger Oper geschrieben. Leider starb er bereits 1717. Graupners Musik deutet die Texte gekonnt aus – allerdings hat er für die (Berufs-)Sängerinnen, die diese Monologe einst vorgetragen haben, nicht nur eindringliche, sondern vor allem auch ziemlich virtuose Stücke geschaffen. 
Dorothee Mields erweist sich als ideale Interpretin für Graupners Kantaten. In den Chorälen gestaltet sie mühelos weite Melodiebögen, und auch die anspruchsvollen Koloraturen, die so manche Arie fordert, gelingen ihr problemlos. Ihre Technik ist makellos; allerdings geht es der Sopranistin nicht vordergründig darum, mit Kehlfertigkeit zu glänzen. In ihrer Interpretation steht stets der Text im Mittelpunkt, und der Zuhörer darf sich freuen, denn man versteht tatsächlich auch jedes Wort. 
Das Ensemble Harmonie Universelle, geleitet von seinen Konzertmeistern Florian Deuter und Mónica Waisman, ergänzt die Kantaten noch durch die Ouvertüren Suite GWV 442, in der besonders die beiden Oboen da caccia einen herausragenden Part spielen, und durch das Concerto g-Moll GWV 334, wo zwei Violinen solistisch agieren. Es sind beides bedeutende Werke, und sie werden meisterhaft gespielt. Unbedingt anhören, diese CD lohnt sich! 

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