Montag, 22. Januar 2018

Godowsky: Studies on Chopin Op. 10 (Piano Classics)

Leopold Godowsky (1870 bis 1938) war selbst zu Lebzeiten, wo es an brillanten Pianisten wahrlich nicht mangelte, ein Solitär. 
Sein außergewöhnlicher Lebensweg – über den in diesem Blog bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet wurde – und seine Neigung dazu, technisch durchaus anspruchsvolle Klaviermusik anderer Komponisten so zu bearbeiten, dass sie geradezu irrwitzig schwierig wird, sind einzigartig.
Ein gutes Beispiel dafür sind Godowskys Studien über die Etüden op. 10 von Frédéric Chopin. Diese Kompositionen, bescheiden getarnt als Fingerübungen, spielen mit Chopins Originalen. Es ist eine Musik, die ganz sicher von Chopin inspiriert ist, aber die Etüden letztendlich doch sehr frei weiterspinnt – und sie nebenher großzügig mit Höchstschwierig- keiten spickt. Godowskys Studien stellen höchste Anforderungen sowohl an die technischen Fertigkeiten als auch an die Ausdrucksfähigkeit eines Pianisten.
Emanuele Delucchi, Jahrgang 1987, hat diese halsbrecherisch komplexen Klavierwerke innerhalb von zwei Tagen im Studio eingespielt. Auf dieser CD präsentiert der vielfach preisgekrönte junge Musiker den Zyklus umfassend, und das bedeutet in diesem Falle inklusive sämtlicher Alternativ-Fassungen. Von einzelnen Etüden gibt es bis zu sieben Bearbeitungen, darunter auch zahlreiche Transkriptionen für die linke Hand, die zum kniffligsten Repertoire für Klavier überhaupt zählen. Es gibt nicht viele Instrumentalisten, die sich an dieses Repertoire überhaupt heranwagen.

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