Montag, 7. November 2016

Haydn Symphonies 78 79 80 81 (Decca)

„I have always been interested in less ;easy' repertoire; well known by experts but not as appreciated by the general public“, schreibt Ottavio Dantone im Beiheft zu dieser Doppel-CD. „I approached these symphonies from Haydn's Sturm und Drang period with a view to understanding the great dynamic and expressive contrasts hidden in the scores.“ 
Dass die Sinfonien dieser Aufnahme zu den weniger bekannten gehören, wird bereits an der Tatsache deutlich, dass zwei von ihnen, mit den Nummern 79 und 81, hier zum ersten Male mit historischen Instrumenten eingespielt worden sind. Als er diese Werke komponierte, lag Haydns sogenannte „Sturm-und-Drang“-Zeit allerdings schon etliche Jahre zurück; auch wenn die erste der vier Sinfonien dieser Aufnahme ein wenig düster und spannungsvoll beginnt. Die Sinfonie Nr. 78 gehört zu einer ersten Gruppe von Werken, 1782 im Druck erschienen, die Haydn bewusst für den Musikmarkt, für seine Ver- leger und ihre Kunden, geschrieben hat. 
Die nächsten drei Sinfonien, Nr. 79 bis 81, stellte er 1784 fertig. Sie sind ebenfalls überaus kunstvoll gestaltet, mt leichter Hand, und enthalten hier und da auch einen der typischen Haydnschen Scherze. Diese Musik war seinerzeit so beliebt, dass ihr Schöpfer 1785 den Auftrag erhielt, sechs Werke für das vergleichsweise große Orchester der Concerts de la Loge Olympique zu schreiben – die Pariser Sinfonien. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte. 
Haydn schätze ich sehr, und höre ihn gern und oft; immer wieder sind neue Facetten und neue Details zu entdecken. Wer den Komponisten nur als „Papa Haydn“, der den Weg freimachte für Mozart, oder aber als einen Vorgänger Beethovens versteht, der hat ihn mit Sicherheit nicht verstan- den. Dass sich Dantone mit der Accademia Bizantina diesen vier Sinfonien zuwendet, ist daher erfreulich. Zwar gibt es bereits etliche Aufnahmen; erinnert sei hier insbesondere an die legendäre Gesamteinspielung, die Antal Dorati, ebenfalls für Decca, in den 70er Jahren in Marl (!) mit der dort ansässigen Philharmonia Hungarica erarbeitet hatte. 
Auch Dantone setzt ganz auf kammermusikalische Präzision, und durch den Einsatz des zeitgenössischen Instrumentariums nähert er sich obendrein dem Klang jener Jahre an. Mit einer kleinen Besetzung geht er auf Entdeckungsreise: „It is well known that eighteenth-century music contains more ,non-written' elements than written ones“, so Dantone. „Discovering these hidden aspects – the secret codes that reveal the music's varying emotions from the most intimate to the most intense – is a highly interesting and creative process.“ Das Resultat kann in diesem Falle auch der Zuhörer genießen – es lohnt sich. 

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