Mittwoch, 10. Februar 2016

Nami plays Diabelli Variations (Genuin)

Antonio Diabelli war nicht nur als Komponist, sondern vor allem auch als Musikverleger sehr erfolgreich. 1819 bat er 50 Komponisten, sich an einem Sammelwerk zu beteiligen. Dazu schickte er ihnen einen kleinen Walzer, den er selbst komponiert hatte – und auf dem Blatt befanden sich dann weiter leere Notenzeilen, auf denen die lieben Kollegen eine Variation notieren sollten – nicht zu umfangreich bitte, denn in der Edition, die Diabelli plante, sollten alle Beteiligten angemessen vertreten sein. 
Wie die Geschichte ausgegangen ist, das weiß jeder Musikfreund: Ludwig van Beethoven nutzte das harmlose Walzerchen, um eines jener späten Werke zu schreiben, die umfangreich geraten sind und als sperrig und komplex gelten. 
Die japanische Pianistin Nami Ejiri hat sich mit Diabelli und seinen Variationen sorgsam auseinandergesetzt. Auf ihrer CD erklingen sowohl ausgewählte Beiträge aus den 50 Variationen über eine Walzer von Anton Diabelli als auch Beethovens Beitrag – die 33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli, op. 120. Sie sind 1824, kurioserweise ein Jahr vor Diabellis Kollektion, im Druck erschienen. 
Aus den 50 Variationen hat Nami Ejiri acht ausgewählt, die sie nebst dem Thema und der Coda von Carl Czerny vorträgt. Den Reigen eröffnet auch die Variation von Carl Czerny; es folgen zwei berühmte Pianisten, Johann Nepomuk Hummel und Friedrich Wilhelm Kalkbrenner, mit ihren Beiträgen. Franz Liszt, der ebenfalls eine Variation geschrieben hat, war 1819 acht Jahre alt, als Wunderkind bereits aufgefallen, und was er zu Papier gebracht hat, das lässt staunen. Danach sind noch Variationen von Ignaz Moscheles, Joseph Kerzkowsky, Mozarts Sohn Franz Xaver und Franz Schubert zu hören. 
Dieser Einstimmung folgt dann Beethovens monumentales Opus. Nami Ejiri spielt sie ebenso feinfühlig wie virtuos. Allerdings macht sie daraus kein pianistisches Glaubensbekenntnis; sie scheint eher Brendels Diktum zu folgen, der in den 33 Veränderungen in erster Linie ein „Kompendium musikalischer Komik“ sah. Wer dieser Sichtweise folgt, der wird entdecken, dass Beethoven durchaus Humor hatte, und dazu Sinn für musikalische Knalleffekte. Lustvoll zelebriert Nami Ejiri dieses Vexierspiel mit seinen Zitaten, Parodien und brillanten Effekten – ein Wirbel an Spielfreude, der mir großes Vergnügen bereitet hat. Sehr gelungen! 

Keine Kommentare: