Montag, 17. August 2015

Armarium (Raumklang)

„Claustrum sine armario quasi castrum sine armamentario“, diesen Spruch soll einst ein französischer Augustiner-Chorherr geprägt haben. Bücher galten als die Waffen des Mönches im Kampf gegen den Teufel. Und deshalb hatte jedes Kloster seine Bibliothek – auch St. Thomas zu Leipzig, 1212 durch Markgraf Dietrich von Meißen gestiftet. In jenem Jahr begann auch die Geschichte des Thomanerchores. Denn zu dem Kloster gehörte eine Lateinschule, deren Schüler unter anderem auch im Gesang unterwiesen wurden. Eine der Aufgaben der Scholaren war der Chorgesang im Gottesdienst. Daran hat sich auch durch die Reformation und den anschließenden Erwerb des Thomasklosters durch die Stadt Leipzig nichts geändert – bis zum heutigen Tage gestalten die Thomaner Gottesdienste.
Das Ensemble Amarcord hat seine Wurzeln im Thomanerchor. Wolfram und Martin Lattke sowie Robert Pohlers, Tenor, Frank Ozimek, Bariton und Daniel Knauft sowie Holger Krause, Bass haben schon verschiedent- lich in historischen Notenschätzen des berühmten Knabenchores gestö- bert. So haben sie auf einer CD bereits Musik aus dem Thomas-Graduale vorgestellt. 
Zwei Sequenzen aus diesem Codex vom Beginn des 14. Jahrhunderts bilden auch den musikalischen Rahmen für dieses Programm, in dem die Sänger A-Cappella-Musik aus dem Notenschrank der Thomaner zusammengestellt haben, vom Mittelalter bis zu Heinrich Schütz. Auf der CD finden sich Werke von großen Meistern wie Orlando di Lasso, Thomas Stoltzer oder Johann Walter sowie den einstigen Thomaskantoren Sethus Calvisius und Johann Hermann Schein, neben jenen weniger bekannter Komponisten aus jener Zeit; vieles davon wurde in Sammelbänden wie Florilegium selectissimum hymnorum, Leipzig 1666, oder Florilegium Musici Porten- sis, Leipzig 1621, überliefert. Amarcord singt all diese Stücke aus dem reichen musikalischen Erbe der Thomaner gekonnt, stets durchhörbar und ausgewogen – und mit einem beneidenswert homogenen Ensembleklang. Sehr gelungen!  

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