Sonntag, 25. Januar 2015

Franck: Gehet hin in alle Welt (MDG)

Melchior Franck (um 1580 bis 1639) stammte aus dem sächsischen Städt- chen Zittau. Über den Lebensweg des Musikers ist wenig bekannt. Als gesichert gilt allerdings, dass er in Augsburg die Schule besuchte und ein Schüler von Hans Leo Haßler war. Mit ihm ging er dann auch nach Nürnberg, wo er als Schulgehilfe an St. Egidien tätig war. 1603 wirkte er bereits als Hofkapellmeister des kunstinteressierten Herzogs Johann Casimir in Coburg. 
In seinen letzten Lebensjahren wurde Franck von schweren Schicksals- schlägen getroffen. Der Dreißigjährige Krieg mit Plünderungen, Bränden und Seuchen ereilte 1632 auch Coburg; der Musiker verlor wohl dadurch Weib und Kind. Dazu kam 1633 der Tod seines Dienstherren, der zur Auflösung der Hofhaltung führte. Da die beiden Ehen Johann Casimirs kinderlos geblieben waren, übernahm sein Bruder Johann Ernst die Regierung; er blieb allerdings in Eisenach. Franck wurde zwar nicht entlassen, aber aus zwei Eingaben, die er 1635 und 1638 an den Fürsten richtete, wissen wir, dass er zuletzt in Sorgen und Not lebte. 
Von seinen Zeitgenossen wurde Melchior Franck sehr geschätzt. Als Komponist war er ungemein produktiv. Er schuf geistliche wie weltliche Vokalwerke sowie Instrumentalmusik. Diese CD präsentiert eine Auswahl aus seinen Gemmulae Evangeliorum Musicae. Dabei handelt es sich um 66 Evangelienmotetten in deutscher Sprache, entstanden für den Gebrauch „in den geringsten Cantoreyen“, so Franck. Es ist ein kompletter Satz von Evangeliumsvertonungen für das ganze Kirchenjahr. 
Die musikalisch eher schlichten vierstimmigen Sätze erklangen bei der zentralen Lesung im protestantischen Gottesdienst. Entsprechend große Bedeutung hat daher der Text, der durch den Komponisten musikalisch ausgedeutet wird. Franck übersetzt das Bibelwort in klingende Bilder, doch davon kommt leider nicht viel beim Zuhörer an: Der Norddeutsche Kammerchor unter Leitung seiner Gründerin Maria Jürgensen singt zwar sauber, aber auch sterbenslangweilig. Es gelingt den Sängern nicht, die Emotionen, die in der Musik „verpackt“ sind, zu erkennen und in eine entsprechende Phrasierung und dynamische Differenzierung umzusetzen. Schade! 

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