Freitag, 5. Dezember 2014

Grützmacher: Vortragsstücke und Etüden für Cello (Musicaphon)

Drei große Cellisten hat die Familie Grützmacher hervorgebracht. Friedrich Wilhelm Grützmacher (1832 bis 1903) stammte aus Dessau und war ein Enkelschüler von Justus Johann Friedrich Dotzauer (1783 bis 1869). Grützmacher debütierte 1849 in Leipzig und wurde sofort Solo- cellist des Gewandhausorchesters. 1860 wurde er nach Dresden abge- worben, wo er bis zu seinem Tode als Solist, Orchester- und Kammermu- siker, Komponist und Herausgeber sowie als Musikpädagoge und Vor- stand des Tonkünstlervereins tätig war. Grützmacher unterrichtete zahlreiche Schüler; einige davon wurden berühmte Cellisten. Und er schuf die berühmt-berüchtigte Etüdensamm- lung Technologie des Violoncellospiels op. 38. 
„Veröffentlicht ursprünglich in zwei Bänden (Nr. 1 bis 12 ohne, Nr. 13 bis 24 mit Daumenaufsatz), findet sie immer noch Verwendung für besonders fortgeschrittene Studenten, kommt aber gegen die ,Hohe Schule des Violoncellospiels' von David Popper sowohl in Popularität als auch in pädagogischem Wert nicht wirklich an“, schreibt Martin Rummel im Beiheft zu dieser CD. „Anders als Popper beschränkt sich Grützmacher pro Etüde nicht auf ein instrumentaltechnisches Problem, sondern geht vielmehr scheinbar als Komponist an die Sache heran, was unweigerlich zur Aneinanderreihung von mehreren instrumentaltechnischen Schwie- rigkeiten innerhalb einer Etüde führt.“ 
Das macht die Stücke einerseits knifflig – andererseits aber auch attraktiv, wie Rummel mit dieser Einspielung zeigt. Der Cellist hat für diese CD elf Etüden aus Grützmachers Sammlung ausgewählt. Und wenn er auch an ihren pädagogischen Qualitäten zweifelt, so hat Rummel doch ganz offenkundig an ihren virtuosen Effekten sein Vergnügen. Ergänzt wird das Programm durch einige Salonstücke Grützmachers für Violoncello und Klavier, wie die Fantaisie Hongroise op. 7, die Rummel gemeinsam mit der Pianistin Gerda Guttenberg vorträgt. Es sind hörenswerte Werke, die es durchaus verdient hätten, wieder mehr gespielt zu werden. Die sogenannte Virtuosenmusik sorgt doch immer wieder für Überraschungen.

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