Mittwoch, 10. Dezember 2014

Agricola: Die Hirten bei der Krippe (cpo)

Wenn die Weihnachtszeit naht, prä- sentiert das Label cpo stets Wieder- entdeckungen, die sich als Alterna- tiven zu Bachs Weihnachtsoratorium empfehlen. In diesem Jahr sind es Uns ist ein Kind geboren, Die Hirten bei der Krippe und Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis, drei große Kantaten des Bach-Schülers Johann Friedrich Agricola (1720 bis 1774). 
Agricola war der Sohn eines Gerichts- direktors aus Dobritschen im Für- stentum Altenburg. Der Knabe erhielt nicht nur Privatunterricht in den üblichen Schulfächern, sondern auch eine solide musikalische Ausbildung auf Clavier und Orgel. Während seines Studiums an der Leipziger Universität komplettierte er diese durch Unterricht bei Johann Sebastian Bach. Er musizierte unter der Leitung des Thomaskantors im Collegium musicum und gelegentlich wohl auch in der Kirche. 
Im Herbst 1741 ging Agricola nach Berlin. 1751 wurde er zum Hof- komponisten ernannt, und nach Grauns Tod 1759 leitete er die Hofkapelle – ohne freilich jemals den Titel des Hofkapellmeisters zu erhalten.  Ab 1755 wandte sich Agricola verstärkt der Kirchenmusik zu. Seine Werke erklangen in der Kirche St. Petri, sowie bei der Königinmutter und bei Prinzessin Anna Amalia. Im Druck ist allerdings kaum etwas davon erschienen. Erfreulicherweise sind dank der Wiedergewinnung des Noten-Archivs der Sing-Akademie zu Berlin im Jahr 2001 etliche seiner Werke nun wieder greifbar. Denn er ist im Archivbestand als Komponist, Vorbe- sitzer und Schreiber zahlreicher Quellen auszumachen. 
Agricola hatte 1742 eine der Opernsängerinnen des Königs geheiratet. Für seine Frau, Benedetta Emilia Molteni, schuf er eine Vielzahl wohlklingen- der Sopranpartien – auch davon legt diese CD Zeugnis ab. Sie ist musik- historisch durchaus interessant, obwohl man bald feststellen wird, dass die Kantaten Agricolas keineswegs der ganz großen Kunst zuzurechnen sind. Solides Handwerk aber sind sie allemal. Und in dieser gelungenen Aufnahme mit den Solisten Berit Solset, Myriam Arbouz, Nicholas Mulroy und Matthias Vieweg sowie der Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens hört man sie wirklich gern. 

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