Samstag, 29. November 2014

Claviermusik aus Nürnberg (Tyxart)

Nürnberg gehörte einstmals zu den bedeutenden Zentren deutscher Musik. Die Bürger der Freien Reichsstadt wachten nicht nur über die Reichskleinodien. Sie waren offenbar auch sehr musikbegeistert: In Nürnberg florierten sowohl der Notendruck als auch der Instrumentenbau – was darauf hindeutet, dass nicht nur die Rats- und Kirchenmusiker Noten und Instrumente einkauften. 
Die wichtigsten Protagonisten des städtischen Musiklebens waren Organisten. Etliche von ihnen stammten aus Nürnberg, sie wurden in der Stadt ausgebildet und wirkten dort oftmals auch bis zu ihrem Tod. Die „Nürnberger Schule“ setzt ein mit der Ankunft Johann Stadens d.Ä. (1581 bis 1634), der nach Stationen in Bayreuth und Dresden in der Stadt heimisch wurde und eine Vielzahl von Schülern unterrichtete. Der Stammbaum seiner Schüler und Enkelschüler lässt sich über fünf Generationen verfolgen, und wuchs auch geographisch betrachtet weit über die Stadtgrenzen hinaus. So war beispielsweise Johann Erasmus Kindermann (1616 bis 1655) ein Schüler Stadens. 
Ralf Waldner stellt auf dieser CD Musik dieser Organistenschule vor. Zu hören sind aber auch Werke von Hans Leo Haßler (1564 bis 1612), der Sohn eines Nürnberger Organisten war und bei Andrea Gabrieli in Venedig studiert hatte. Dabei erinnert Waldner zum einen daran, dass die Orgel seinerzeit durchaus auch zu weltlichen Zwecken gespielt wurde. Zum anderen nutzt er das „Clavier“, damaligem Gebrauch folgend, wie es gefällt, und so erklingen neben Cembalo und Orgel auch Regal und Clavichord. Für diese CD hat er einige Raritäten „ausgegraben“, wie einer der ersten deutschen Claviersuiten – sie stammt von Benedict Schultheiß (1653 bis 1693) – oder die Choralpartita Freu dich sehr, o meine Seele von Johann Pachelbel (1653 bis 1706). So sind ihm zahlreiche Ersteinspielungen gelungen. All das macht diese CD sehr abwechslungsreich, und man folgt Waldner gern durch drei Jahrhunderte Nürnberger Musikgeschichte. 

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