Sonntag, 2. März 2014

Händel: Six Piano Concertos op. 4; Kirschnereit (cpo)

Auch Matthias Kirschnereit hat Händels Orgelkonzerte – in diesem Falle die sechs Konzerte op. 4 – eingespielt. Die Aufnahme setzt konsequent auf moderne Instru- mente – und ebenso konsequent auf eine historisch angemessene Musizierweise. „Dass Händel seine Orgelkonzerte ohne Pedal konzipierte, erleichtert deren Spielbarkeit auf dem Klavier“, meint Kirschnereit. Er beruft sich bei seiner Entscheidung für den Steinway zudem darauf, dass Händel selbst etliche seiner Werke für verschiedene Instrumente bearbeitet hat. 
Wenn man diese Aufnahme anhört, dann fragt man sich freilich, warum zuvor noch niemand diese Konzerte auf einem Flügel eingespielt hat – abgesehen von Ragna Schirmer, siehe oben, die aber mit dem musikalischen Material wesentlich freier verfahren ist. Kirschnereit hingegen bleibt möglichst dicht am Original. „Eine ,sprechende' Artikulation, kantables Spiel (für mich erschließt sich Händel besonders über seine Opern und Oratorien) wie auch der sparsame Gebrauch des rechten Pedals sind dieser Musik in hohem Maße angemessen“, beschreibt der Pianist im Beiheft sein Vorgehen. „Das Imitieren der einzelnen Orgelregister dürfte – wie überhaupt das innere Hören des menschlichen Gesanges und der unterschiedli- chen Orchesterinstrumente – eine Grundvoraussetzung darstellen.“ Umfangreiche Passagen der Orgelstimme sind nur fragmentarisch notiert bzw. mit Generalbass beziffert. „Hier einen Klaviersatz zu finden, der sinnvoll, klangschön und nicht allzu akademisch er- scheint, war eine besondere Herausforderung“, meint Kirschnereit, der von Haus aus kein Spezialist für „Alte“ Musik ist. 
Es ist dem Pianisten dennoch bestens gelungen. Seine Interpretation ist berückend elegant und rundum stimmig. Die Aufnahme dokumen- tiert zudem eine Musizierlust, die noch beim Anhören beschwingt. Die Deutsche Kammerphilharmonie Neuss unter Lavard Skou Larsen ist dem Solisten ein grandioser Musizierpartner. Wie sich Kirschnereit und das Orchester die Phrasen zuspielen, das ist wirklich sehr hörens- wert. Bravi! Und bitte mehr davon! Auf die Orgelkonzerte op. 7 darf man sich wohl schon jetzt freuen. 

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