Samstag, 24. November 2012

The Complete Harpsichord Works of Rameau (Sono Luminus)

Jean-Philippe Rameau (1683 bis 1764) war der Sohn eines Orga- nisten. Seine Ausbildung begann er bei seinem Vater, und seine musi- kalische Laufbahn begann er als Orchestergeiger und Organist. Und obwohl er mit seinen musiktheore- tischen Schriften gewichtige Bei- träge insbesondere zur Harmonie- lehre leistete, sah es zunächst ganz danach aus, als würde Rameau bis an das Ende seines Musikerlebens in wechselnden Kirchen die Orgel spielen. 
Der Komponist war schon 50 Jahre alt, als er Hippolyte et Aricie, seine erste tragédie en musique, vorstellte - was ihn über Nacht berühmt machte. Die Werke für die Bühne bescherten ihm Wohlstand und Ansehen. Ludwig XV. erhob Rameau in den Adelsstand, ernannte ihn 1845 zum Compositeur de la Musique du Cabinet du Roi, und gewährte ihm eine großzügige Pension. Dabei hatte Rameau nach 1706 - da erschien sein Premier Livre de Pièces de Clavecin - bereits gut 50 Stücke für Cembalo veröffentlicht, die ihm aber lang nicht so viel Aufmerksamkeit einbrachten.
Wieso eigentlich nicht? Das fragt man sich heute. Jory Vinikour hat sämtliche Cembalo-Werke Rameaus für Sono Luminus eingespielt - und die beiden CD enthalten so manche Überraschung. Denn etliche dieser kleinen Stücke, die zumeist ziemlich kurz sind, erweisen sich als kühne musikalische Experimente. Da findet sich mitten in einer Suite, zwischen den üblichen Tänzen, auf einmal ein Satz mit dem Namen Le Rappel des Oiseaux, und zu hören ist in der Tat, wie sie herumfliegen, hüpfen und Körnchen picken. Sind es Anfangs nur einzelne Bilder, die der Komponist einbindet, bestehen seine Suiten später fast ausschließlich aus derartigen Miniaturen. 
Vinikour spielt diese musikalischen Charakterstückchen mit Hingabe. Er setzt, in bester französischer Tradition, auf Ausdruck und Eleganz. Dazu passt auch das Instrument, auf dem er musiziert, ganz ausge- zeichnet. Es handelt sich um ein klangstarkes zweimanualiges Cembalo, das Thomas und Barbara Wolf, The Plains, Virginia/USA, 2005 nach einem Vorbild von Nicolas Dumant aus dem Jahre 1707 angefertigt haben. Der französische Hof besaß einige seiner Instru- mente. Dieses hier zeichnet sich durch die kontrastreichen Klang- farben aus, die aufgrund der beiden Manuale zur Verfügung stehen. Vinikour reizt diese Möglichkeiten aus - und das Ergebnis ist faszi- nierend. Unbedingt anhören! 

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