Freitag, 20. Juli 2012

tenThing (EMI Classics)

Die weiblichen Wesen auf dem Cover dieser CD sehen aus, als könnten sie kein Wässerchen trü- ben. Doch wer sie spielen gehört hat, der weiß, dass dies ein Irrtum ist. Denn die zehn jungen Damen, die hier auf Trompeten, Flügel- horn, Waldhorn, Posaunen und Bassposaune sowie Tuba musizie- ren, sind durchweg exzellente Fachfrauen. "In Norwegen wollen viele junge Mädchen Blechblas- instrumente spielen, das ist also normal", kommentiert die Trom- peterin Tine Thing Helseth, Gründerin und Leiterin des Ensembles, diese Tatsache. In anderen Regionen freilich  gelten andere Sitten, weiß die Musikerin: "Wenn wir nach Deutschland gehen, heißt es: , Wow! Ist das möglich?' Als ich in Russland war und über tenThing sprach, sagten sie: ,Wie können Mädchen Tuba oder Posaune spie- len? Das ist unmöglich!' Wir können ihnen zeigen, dass es möglich ist."
Diese "Mädchen" könnten in jedem Orchester dieser Welt musizieren. Fünfmal im Jahr treffen sie sich, um als Ensemble zu proben und zu konzertieren. Und das Ergebnis ist phänomenal. "Carmen in sechsein- halb Minuten zu spielen, macht so viel Spaß", sagt Helseth. Dabei setzen die Mädels aber nicht einfach plump auf den Blaskapellen- sound. Ihre Carmen ist ebenso sexy wie gefährlich, und auch ihre Interpretation ausgewählter Stücke aus der Dreigroschenoper hat es schwer in sich. Hier nutzen die Musikerinnen die Neigung des Kompo- nisten Kurt Weill, französische Vulgarität mit stereotyper deutscher Steifheit zu verbinden, "um die Musik besonders spukig zu machen", meint Helseth. Und man kann sich gut vorstellen, dass sie dabei lacht. Ausdrucksstärke und Spielfreude zeichnen diese CD aus - und was zehn Finger auf dem Klavier oder der Gitarre hinbekommen, das lässt sich offenbar auch mit zehn Blasinstrumenten umsetzen.
Man muss jedenfalls sagen, dass Asturias von Isaac Albéniz oder die Tangos von Astor Piazzolla in der Brass-Version ganz hervorragend klingen. Beim Rondo alla Turca von Mozart können die Musikerinnen ihre Virtuosität demonstrieren. Natürlich erklingen auch drei Stücke von Edvard Grieg. Und weil die Musikerinnen auch ein Stück spielen wollten, das kein Arrangement ist, haben sie die Blechbläser-Sinfonie von Jan Koetsier mit ausgewählt. Eine Super-CD - wer gern Canadian Brass hört, der wird auch von tenThing begeistert sein. 

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