Donnerstag, 19. Juli 2012

Gesualdo: Madrigals Book 3 / Madrigals Book 4 (Naxos)

Das Ensemble Delitiae Musicae setzt seine Gesualdo-Einspielung bei Naxos fort; erschienen sind jetzt Aufnahmen des dritten und vierten Madrigalbuches. Die beiden CD zeigen erneut, wie einzigartig die Werke dastehen, die Carlo Gesualdo (1566 bis 1613) geschaffen hat. Dieser Komponist ist nicht nur aufgrund seiner kühnen musikalischen Ideen eine Legende. Don Carlo, Fürst zu Venosa und der letzte seines Stammes, wurde in erster Linie durch ein brutales Verbrechen berühmt: 1590 gab er vor, zur Jagd auszureiten. Doch am Abend kehrte die Jagdgesellschaft unvermittelt zurück, und sie ertappte Gesualdos Ehefrau mit ihrem Liebhaber. Beide wurden umgebracht, und wohl auch ein Kind. Trotz erneuter Heirat scheint Gesualdo danach nicht mehr recht glücklich geworden zu sein.
Gesualdo veröffentlichte insgesamt sieben Sammlungen mit Madriga- len. Sechs davon sind überliefert. Bei Naxos kann man jetzt den Wer- ken des Komponisten lauschen, die 1595 und 1596 als Il terzo libro de'madrigali und Il quarto libro de'madrigali in Ferrara veröffent- licht wurden. Wie bereits ihre Vorgänger, zeigen auch sie jene eigen- tümliche Melodik und Harmonik, die Gesualdos Werke so unver- wechselbar macht. 

Anders als professionelle Musiker jener Zeit war ihr Schöpfer nicht einem Mäzen verpflichtet; Beifall und wirtschaftlicher Erfolg konnten Gesualdo egal sein, denn Musik war für ihn Zeitvertreib und nicht Broterwerb. Das Schloss, in dem er wohnte, gehörte ihm, und dazu auch umfangreiche Ländereien in Süditalien. So konnte der Prinz auch bei der Auswahl der Texte ganz seinem persönlichen Geschmack folgen.
Delitiae Musicae, geleitet von Marco Longhini, nutzt für die Inter- pretation der Gesualdo-Madrigale eine Urtext-Edition, die Longhini gemeinsam mit Rosaria Chiodini erstellt hat. Bei dieser Aufnahme werden alle Stimmen von Männern gesungen - Carmen Leoni, die einzige Frau in diesem Ensemble, spielt das Cembalo. Die Sänger agieren perfekt aufeinander abgestimmt, vom Timbre bis zu gestal- terischen Feinheiten. Klanglich erinnern diese CD an die Gesualdo-Interpretationen des Hilliard Ensembles; in der Qualität reichen Delitiae Musicae daran allerdings nicht ganz heran.

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