Dienstag, 9. August 2011

Mahler: Das Lied von der Erde (Deutsche Grammophon)

Am 14. Juni 1964 dirigierte Josef Krips ein Konzert der Wiener Symphoniker im Rahmen der Wiener Festwochen, das von der Kritik enthusiastisch gefeiert wurde: Gustav Mahlers (1860 bis 1911) Das Lied von der Erde, gesungen von Fritz Wunderlich und Dietrich Fischer-Dieskau. Schon die Besetzung war eine Sensation, weil die Solopartien in Mahlers Werk üblicherweise mit einer Frauen- und einer Männer- stimme assoziiert werden. 
"Seit der unvergesslichen Aufführung unter Bruno Walter habe ich diese Vokalsymphonie (...) nicht mehr in einer ähnlich ergreifenden, genau auf dem Stil des Werkes nachgebildeten Wiedergabe gehört wie diesmal unter Krips", begeisterte sich beispielsweise Karl Löbl, der Kritiker des Express, "der zu dieser empfindsamen, poetischen Musik eine echte, unverhüllte Beziehung hat und ihre Struktur mit unglaublicher Subtilität nachformt." 
Doch alle Versuche, einen Mitschnitt dieses Ereignisses in akzeptabler Qualität zu veröffentlichen, scheiterten, weil der Zustand der auf- findbaren Bänder dies schlicht nicht hergab. Nun aber ist ein Master- band aus dem Privatbesitz der Familie Krips verfügbar, bei dem es sich möglicherweise um eine direkte Kopie des ORF-Originalbandes handelt. Es wurde mit beträchtlichem Aufwand in den Emil Berliner Studios in Berlin  remastert. Damit wird das legendäre Konzert erstmals auch auf CD in erträglicher Klangqualität zugänglich - ein spannender Beitrag der Deutschen Grammophon zum Mahler-Jahr 2011. 
Obwohl der Orchesterklang gewöhnungsbedürftig ist, begeistern doch die beiden Sänger - hat man Wunderlich erlebt, mag man keinen Hel- dentenor in dieser Partie mehr hören. Und Dietrich Fischer-Dieskau überzeugt durch ein perfektes Legato und seine herrliche, gänzlich unmanirierte Interpretation. So eine Konstellation ergibt sich selten - und Fischer-Dieskau dankte noch Jahre später Krips für "die schönste Aufführung des Liedes von der Erde". Eine der schönsten ist das mit Sicherheit. 

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