Freitag, 24. Juni 2011

Graun: Concerti (cpo)

Die Cappella Academica Frankfurt ist ein Ensemble, das aus der Hoch- schule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/Main, insbeson- dere aus dem Institut für Histori- sche Interpretationspraxis, hervorgegangen ist. Dort lehren Musiker, die durchweg lange Jahre in führenden europäischen Barock- orchestern gewirkt haben. Sie bringen ihre Erfahrungen in das Zusammenspiel mit ihren fortge- schrittenen Studenten ein, die in der Cappella Academica Frankfurt gemeinsam mit ihren Professoren und mit Alumni der Hochschule musizieren.
Für diese CD haben die Musikerinnen und Musiker um Konzertmeiste- rin und Solo-Bratschistin Petra Müllejans, Swantje Hoffmann, Solo-Violine, Michael Schneider, Blockflöte, Karl Kaiser, Traversflöte und Christian Beuse, Fagott, ein Programm mit Werken der Brüder Graun zusammengestellt. Natürlich haben sie versucht, die Urheberfrage zu klären. Doch das ist nicht so einfach, erläutert Michael Schneider in dem sehr informativen Beiheft. Denn erstens werden ihnen oftmals Werke zugeschrieben, die von ganz anderen Komponisten stammen. Und, zweitens, bleibt selbst bei Prüfung der Quellen oft unklar, ob ein Werk nun von Johann Gottlieb Graun oder von Carl Heinrich Graun stammt. Denn dort steht Del Signor Graun oder di Graun – und nicht einmal mit den Mitteln der Stilanalyse lässt sich genaueres heraus- finden.
Allerdings passt das Fagottkonzert auf dieser CD stilistisch überhaupt nicht zu den anderen Werken. Und in der Tat – die Handschrift ver- weist eher auf Christoph Graupner, und auch die Musik klingt nach dem Darmstädter Hofkapellmeister, der eine ganze Reihe von Fagott- konzerten geschaffen hat. Das Beiheft teilt mit, man habe dieses Kon- zert dennoch mit aufgenommen, weil es „die instrumentale Farbigkeit und das stilistische Spektrum unseres Programms noch in den Barock hinein erweitert“. Die Werke der Gebrüder Graun hingegen sind wohl eher der Empfindsamkeit zuzuordnen, und insbesondere die beiden Flötenkonzerte sind in der Tat von geradezu Telemann- scher Pfiffigkeit. All das macht diese CD zu einem Hörvergnügen. Wer neugierig ist auf die eine oder andere Entdeckung, der sollte sie durchaus anhören.

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