Dienstag, 5. April 2011

Mendelssohn: Elias (Naxos)

Felix Mendelssohn Bartholdy, hochdramatisch: Das Wort Orato- rium ist für Elias zu schwach. Dieses Werk, ein regelrechtes Bibliodrama, schuf Mendelssohn nach einer Textkompilation aus dem Buch der Könige, geschrieben von seinem Freund Julius Schub- ring, Pastor in Dessau.
Der Komponist war von den Orga- nisatoren des Festivals gebeten worden, bei den Festspielen 1846 in Birmingham die künstlerische Leitung zu übernehmen - und dort ein neues Werk vorzustellen. Die Direktion lehnte er ab, den Komposi- tionsauftrag allerdings akzeptierte er - und so erklang der Elias erstmals am 26. August 1846 in Birmingham. Das Werk sorgte für Furore; 1847 folgten weitere Aufführungen in London, und nach Leipzig zurückgekehrt, begann Mendelssohn dann mit den Proben für die deutsche Uraufführung. Sie wurde schließlich von Niels Wilhelm Gade geleitet, denn Mendelssohn war am 4. November 1847 nach mehreren Schlaganfällen gestorben. 
Im englischen Sprachraum blieb der Elias immer beliebt; in Deutsch- land ist er es heute wieder - wohl jeder Chor freut sich darüber, dieses Werk singen zu dürfen. Die Anleihen bei Bach, für dessen Passionen sich Mendelssohn sehr eingesetzt hatte, sind unüberhörbar. Dennoch ist der Elias ganz Romantik - in seinen expressiven Chören ebenso wie in den mitreißenden Ensembles, den oftmals wuchtigen, machtvollen Partien der Solisten und der Klangsprache des Orchesters. 
In der vorliegenden Aufnahme mit dem MDR Rundfunkchor und dem MDR Sinfonieorchester unter Jun Märkl steht die Dramatik klar im Vordergrund. Der Chor erweist sich als überaus stimmstark; doch auch die fünf Solisten, auf die hier die ursprünglich sechs wesentli- chen Solopartien verteilt sind, singen sehr hörenswert - allen voran Ruth Ziesak mit ihrem kristallklaren Sopran, Claudia Mahnke mit einem wunderschönen, dunkel timbrierten Mezzo, Luise Müller als "Knaben"sopran, sowie der Bassist Ralf Lukas als fulminanter Elias, und Christoph Genz, Tenor. Immer wieder sind auch Chorsolisten zu hören; leider erfährt hier man keine Namen. 

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