Montag, 28. März 2011

Schütz: Italienische Madrigale (Carus)

Auf der Durchreise, in einem Gast- haus, hörte Moritz von Hessen einen Knaben ganz exzellent singen. Der Landgraf gab keine Ruhe, bis die Eltern das Kind zu ihm nach Kassel schickten, wo es nicht nur als Chorknabe willkom- men war, sondern am Collegium Mauritianum auch eine umfassen- de Schulbildung erhielt. 
1609 - Heinrich Schütz war gerade 24 Jahre alt - schickte ihn Landgraf Moritz zum Studium nach Venedig, zu Giovanni Gabrieli, in der Musik- welt damals unbestritten eine Autorität und der wohl berühmteste aller Meister. Zwei Jahre später zeigte Schütz mit seinem ersten Werk, das er Il Primo Libro di Madrigali nannte, was er gelernt hatte. 
Das war eine ganze Menge - denn gerade die Gattung des Madrigals galt als Experimentierfeld, in dem einerseits der junge Komponist nachweisen musste, dass er die Regeln grundsätzlich beherrschte. Andererseits galt es auch und vor allem, den Text angemessen in Musik zu übertragen. Diese Aufgabe sollte Schütz ein Leben lang be- schäftigen - in den Italienischen Madrigalen zeigte der junge Kompo- nist erstmals, wie er sich die Verknüpfung zwischen Wort und Klang vorstellte.
Und als besonderen Gruß an seinen Mäzen fügte er den 18 Madrigalen nach den damals üblichen Vorlagen noch ein 19. Werk an, das als einziges in dieser Sammlung auf das Prinzip der Doppelchörigkeit setzt, und daher besonders prächtig klingt, und dessen Text Henricus Sagittarius Allemano selbst geschrieben hat. Gran Maurizio, derart gepriesen, zeigte sich beeindruckt - und verlängerte Schütz' Stipen- dium. Erst nach Gabrielis Tod 1612 reiste Schütz zurück in die Heimat. 
Der renommierte Dresdner Kammerchor hat, unter seinem Gründer und langjährigen künstlerischen Leiter Hans-Christoph Rademann, die Italienischen Madrigale für Carus eingesungen. Dieses Ensemble in seiner technischen Perfektion zu loben, hieße Eulen nach Athen tragen. Zu bemängeln ist allerdings, dass die Aufnahme insgesamt sehr deutsch und damit auch ziemlich langweilig geraten ist. Etwas mehr Italianità, etwas mehr Temperament und ein bisschen Theatra- lik würden das Vergnügen des Hörers sicherlich steigern. 

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