Mittwoch, 23. März 2011

Brahms: Ein deutsches Requiem; Klemperer (Ica Classics)

Majestätisch. Mir fällt kein anderes Wort ein, das diese Aufnahme ähnlich angemessen beschreiben könnte. Wenn das Ohr den ersten Schock überwunden und man sich an die Misstöne gewöhnt hat, die aus dem Stand der Aufnahmetech- nik Mitte der 50er Jahre herrühren, dann beginnt das Staunen. 
Denn Otto Klemperer lässt Brahms' Werk wuchtig daherkommen, irdisch, ja erdverbunden - und konterkariert so den Hinweis auf die Wohnungen des Herrn Zebaoth, bei denen ja doch eher eine himmlisch-ideelle Bauart zu vermuten sein dürfte. Hier wird niemand vertröstet; diese Musik kommt über den Hörer mit enormer Energie, und plötzlich ist das Leid fort. Und man hört Brahms berühmtes Stück, als wäre es zum ersten Male; man hört plötzlich Instrumente mit Melodien, die einem nie zuvor aufgefallen sind. Und man freut sich an den exzellenten Sängern - Elisabeth Grümmer und der jugendliche Hermann Prey, die die Werkauffassung Klemperers kongenial aufnehmen und mittragen. Der Chorklang hingegen, so engagiert der Kölner Rundfunkchor sich auch in dieses Projekt hineinbegibt, ist nicht mehr das, was man sich heutzutage anhören möchte. 
Einen Kontrast bietet Mozarts Serenata notturna in D-Dur, KV 239, die Semesterabschlussmusik für die Salzburger Studentenschaft aus dem Jahre 1776, in der, bei aller Grazie der Streicher, doch recht deutlich auch die Streiche der Paukanten zu vernehmen sind. Und weil noch ein bisschen Spielzeit übrig war, ergänzt das Label dieses Programm noch um gut zweieinhalb Minuten Brahms-Probenmit- schnitt. Auch das muss man einmal gehört haben. 

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