Sonntag, 15. August 2010

Cradle of Conceits (Carpe diem)

Wer eine richtig schöne Lauten-CD hören möchte, dem sei "Cradle of Conceits" wärmstens empfohlen. Lee Santana hat eigentlich klassi- sche Gitarre studiert, sich dann aber zunehmend der sogenannten "Alten" Musik zugewandt - und dem Lautenspiel verschrieben. Seit 1984 lebt und arbeitet der Ameri- kaner als freiberuflicher Lautenist und Komponist in Deutschland.
 Die vorliegende CD ist das Ergeb- nis seiner Auseinandersetzung mit dem Werk Anthony Holbornes (um 1545 bis 1602). Eingespielt hat er sie in der kleinen mittelalterlichen Feldsteinkirche St. Firminus in  Dötlingen, Landkreis Oldenburg. 
Dabei legte er einerseits viel Wert auf Authentizität. Er verwendet eine Renaissancelaute von Knut Sint, eine Diskantlaute von Matthias Wagner und Basslaute von Renatus Lechner, sämtlich mit Darmsaiten bespannt. Es erklingen zudem ein Kleines Zitterlein des Meißner Gitarrenbauers Steffen Milbradt sowie Bandora und Zister von Peter Forrester. Die Zistern sind mit Metallsaiten versehen, und die Bando- ra mit Bronzesaiten aus spezieller, historischer Legierung. All seine Instrumente sind mitteltönig gestimmt, was zu dieser Musik wunder- bar passt.
Es steht andererseits zu vermuten, dass sich Lee Santana bei der Interpretation von Holbornes Werken einige Freiheiten genommen hat. Denn diese Einspielung ist erklärtermaßen auch seine sehr persönliche Auseinandersetzung mit der Musik und dem Geist des elisabethanischen Zeitalters. So vermittelt der Lautenist mit seinem Spiel eine Ahnung von der klanglichen Vielfalt, der Verspieltheit und musikalischen Variabilität der damaligen Tanz- und Hofmusik. Diese CD führt nicht ins Museum, sondern sie zeigt eine höchst lebendige, stimmungsvolle und mitunter auch launige Auffassung von Lauten- musik. Bravo!  

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