Freitag, 28. Mai 2010

Paganini/Schumann: 24 Caprices for Violin Solo (MDG)

"Jedes dieser Werke behandelt einen speziellen technischen Stoff und stellt gleichzeitig eine zweck- dienliche Studie sowie musikali- sche Kostbarkeit und gehaltvolle Komposition dar. Diese ständigen Begleiter des Geigers bilden zusammen mit den sechs Sonaten und der Partita von Bach den Grundstock des Übungsmaterials für den Geiger, seine Bibel, sein Altes und Neues Testament. Mit ihren hohen Anforderungen vermitteln sie jene Inspiration und Energie, die uns zwingen, unserem wundervollen Instrument seine letzten Möglichkeiten abzuringen." Das schrieb Yehudi Menuhin im Geleitwort zur Faksimile-Ausgabe des Paganini-Autographs über die 24 Capricen - und besser lässt sich das Wesen dieser Stücke kaum beschreiben. 
Sie sind "den Künstlern" - "agli Artisti" - gewidmet, und waren nicht nur den Violinisten vieler Generationen eine Inspirationsquelle. Auch zahlreiche Komponisten, von Franz Liszt über Sergej Rach- maninow bis hin zu Witold Lutoslawski waren von dem Werk sehr angetan, und würdigten seine Musik in ihrem Schaffen. Am Oster- sonntag 1830 erlebte Robert Schumann Paganinis Konzert in Frankfurt. Er zeigte sich schockiert, weil das Auftreten des Virtuosen so gar nicht zu seinen Vorstellungen von der "grossen, edeln priester- lichen Kunstruhe" passte - und inspiriert, wie sein Lebenswerk beweist. Da finden sich neben Variationen zum Glöckchenthema - begonnen, aber nie vollendet - diverse Capricen für Klavier, das sechzehnte Stück aus Carnaval sowie die Klavierbegleitung zu den Violin-Capricen, geschrieben für seinen Freund Joseph Joachim. Begonnen hat sie Schumann noch zu Hause. Vollendet hat er sie in der Psychiatrie; Clara Schumann erhielt das Manuskript nach seinem Tode, und lange Jahre blieb es unter Verschluss - bis es 1941 Georg Schünemann publizierte.
Schumanns Klavierpart reicht über eine bloße Harmonisierung weit hinaus. Mitunter ergänzt er Paganinis Melodien, manchmal führt er auch seine Ideen weiter. Auf dieser CD spielt daher die Pianistin Lisa Smirnova eine erstaunlich dominante Rolle. Trotz Stradivari und zahlreichen Preisen kann Benjamin Schmid da leider nicht ganz mithalten; er spielt zu brav, zu unscheinbar, und zu sehr nur mit. Aus diesem Grunde enttäuscht mich diese CD - was mir bei einer Aufnahme aus dem Hause Dabringhaus und Grimm eigentlich noch nie passiert ist.

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