Freitag, 16. April 2010

Tchaikovsky: Swan Lake; Pletnev (Ondine)

Das Ballett Schwanensee nach der ausdrucksstarken Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski und in der Choreographie von Marius Petipa gehört zum Standardrepertoire eines jeden Tänzers; es steht exemplarisch für die weltweit verehrte und kopierte russische Tanztradition.
Darüber vergisst man leicht, dass Tschaikowskis Auftraggeber seinerzeit mit dem Werk ziemlich unglücklich waren. Zu ungewöhn- lich war die Musik; den Tänzern erschien sie zu dramatisch, und auch das Publikum fand sie "wagnerianisch". Ballettmusik ist in der Tat ein Balanceakt. Librettist und Komponist wollen eine Geschichte erzählen; der Choreograph und die Tänzer aber müssen sie in Bewegung umsetzen. Und die Solisten haben obendrein meist ganz eigene Vorstellungen davon, wie sie sich präsentieren möchten.
Das Resultat ist oftmals ein Kompromiss; deshalb werden Ballett- musiken im Konzertsaal üblicherweise in Form von Suiten zusammengefasst, die die "schönen Stellen" bringen - und die zwar funktional notwendigen, aber musikalisch oft weniger ansprechenden Teile ausklammern. Michail Pletnev spielt mit seinem Russischen Nationalorchester die komplette Partitur Tschaikowskis, wie aus Marmor gemeißelt und auf Hochglanz poliert, perfekt und ein bisschen langweilig. Am stärksten ist diese Einspielung dort, wo sie dramatisch wird - wobei Pletnev jegliches Pathos meidet. Das ist schade, denn eine Bühnenmusik verkraftet hier und da durchaus auch ein Augenzwinkern und ein bisschen Ironie. 

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