Samstag, 27. März 2010

Schütz: Psalmen Davids; Dresdner Kreuzchor (Berlin Classics)

Heinrich Schütz kam 1617 end- gültig an den Hof von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen. Die Dresdner Hofkapelle war damals aufgrund der exzellenten Qualität ihrer Musiker weithin berühmt. Auch den Kreuzchor gab es damals schon. Und zwischen dem Kreuz- kantor, Magister Samuel Rüling, und dem Hofkapellmeister scheint schon bald eine enge Beziehung zu bestehen.
Rüling war der Beichtvater des Sagittarius. In seiner Motette Machet die Tore weit, die noch heute zum Repertoire der Kruzianer gehört, zitiert er Schütz. Und in den Psalmen Davids verewigte sich Rüling mit einem Glückwunsch-Epigramm. Die Sammlung, 1619 gedruckt, enthält 26 Konzerte für zwei bis vier variabel zu besetzende Chöre - und überträgt die venezianische Musizierpraxis, wie sie Schütz als Schüler von Giovanni Gabrieli kennenlernte, in ihrer ganzen Klangpracht auf Sachsen. Im Notenbestand des Kreuzchores finden sich diese Werke schon wenig später. 
Doch über Jahrhunderte haben Musiker bevorzugt die Stücke ihrer Zeitgenossen aufgeführt. Wer nicht mehr dazu gehörte, der wurde binnen kurzer Frist vergessen. Den Romantikern verdanken wir die Wiederentdeckung der musikalischen Vergangenheit. Und heute erklingen in den Konzerten wesentlich häufiger jene Schätze, die die Jahrhunderte im Archiv überdauert haben, als die Werke lebender Komponisten. 
Schütz geriet in Dresden nie gänzlich in Vergessenheit. Doch erst Rudolf Mauersberger, Kreuzkantor von 1930 bis 1971, ging syste- matisch an die Wiederentdeckung seines musikalischen  Nachlasses. Auch sein Nachfolger Martin Flämig hielt dieses Erbe sehr in Ehren, wie diese Einspielung von elf Stücken aus den Psalmen Davids belegt. Sie entstanden von 1973 bis 1975, und zeigen den Kreuzchor in exzellenter Form. Er wird begleitet von der Capella Fidicina Leipzig, einem Ensemble, das sich ganz der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat.

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