Freitag, 11. September 2009

Händel: Die Klaviersuiten; Ragna Schirmer (Berlin Classics)

"Man muß lernen, was zu lernen ist, und dann seinen eigenen Weg gehen." Was seinerzeit Georg Friedrich Händel, geboren in Halle/Saale, anmerkte, das hat Berlin Classics sinnigerweise, sozusagen als Geleitwort, diesen drei CD vorangestellt. "Ich bin mit Bach großgeworden und habe dreimal erfolgreich am Bach-Wettbewerb teilgenommen", berichtet Ragna Schirmer. "Die Stimmführung, die Perfektion der horizontalen Linien wie der vertikalen Struktur ist bei Bach einzigartig. Demzufolge beziffert und notiert er seine Werke mit absoluter Genauigkeit." Händel hingegen, als Virtuose ebenso erfolgreich wie als Komponist und als Geschäftsmann, hat oftmals nur Skizzen hinterlassen. Ragna Schirmer hat sie mit Leben erfüllt - und wie! Sie spielt die "Suites de Pièces pour le Clavecin", geschrieben also eigentlich für Cembalo, auf einem modernen Konzertflügel. Und sie nutzt dessen Klangmöglichkeiten aus, keine Frage. Dennoch wird sie mit ihrer Interpretation Händel rundum gerecht; der Altmeister wäre mit der Pianistin, die Halle zu ihrer Wahlheimat erkoren hat, wahrscheinlich sehr zufrieden gewesen. Schirmer hat über jedes einzelne Stück offenbar lange nachgedacht - und schließlich Interpretationen gefunden, die überzeugen. Sie kommen sehr schlicht daher, ohne gefälligen romantischen Puderzucker, sehr geradlinig und auf den Punkt. Das Wunder geschieht: Diese Musik atmet. Und sie ist von einer Leichtigkeit und Heiterkeit, die begeistert. Für diese geballte Ladung Allemanden, Sarabanden, Couranten und Menuette, geschrieben wohl oftmals als Übungsstücke für Klavierschüler, ist das eine ganze Menge.

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