Mittwoch, 25. April 2018

Auff die Mayerin (Genuin)

Diese CD ist aus einem Studien- projekt hervorgegangen. Die angehende Pianistin Kärt Ruubel fragte sich, warum die Musik ihren Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach erst lang nach seinem Tode so beliebt wurde – und welche Zeitgenossen Bachs eigentlich heute noch auf ihre Wiederentdeckung warten. „Zur Beendigung meines Klavierstudiums an der HMT Rostock fehlte mir noch eine Arbeit im Fach Musikwissenschaft“, berichtet die junge Musikerin. „Ich habe mich daher für das Leben und die Werke von Johann Jakob Froberger entschieden.“ 
Das ist ein lohnendes Thema – denn Johann Jakob Froberger (1616 bis 1667) hat in seinem kurzen Leben unglaublich viel erlebt (eine Kurzbiographie findet sich in diesem Blog bereits an anderer Stelle), und wunderbare Musik für Tasteninstrumente geschrieben. 
Wer sie originalgetreu aufführen möchte, der spielt sie zumeist auf einem Cembalo. Kärt Ruubel freilich suchte nach Aufnahmen mit einem modernen Flügel, und fand kaum eine. Und daher beschloss die estnische Pianistin, diesem Mangel abzuhelfen. Für ihre Debüt-CD bei Genuin hat sie ein berühmtes Werk Frobergers ausgewählt, die Lamentation faite sur la mort très douloureuse de Sa Majesté Impériale, Ferdinand le troisième, und ein weniger bekanntes, die Partita Nr. 6 in G-Dur Auff die Maÿerin
Eingebettet hat sie diese Musik in drei Suiten von Georg Friedrich Händel, Johann Joseph Fux und Johann Sebastian Bach. Kärt Ruubel musiziert auf einem Konzertflügel, einem Steinway D, aber sie nutzt die klanglichen Möglichkeiten, die das Instrument bietet, sehr dezent und überlegt. Ihr Spiel wirkt stets transparent und beseelt – ein hinreißender Ausflug in eine Klangwelt, die die meisten Pianisten heute allenfalls in den Encores streifen. 

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