Dienstag, 26. September 2017

Fortuna desperata (Genuin)

Mit dieser CD geht die Stiftung „Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig“ in die Offensive. Die Mitglieder dieses Fördervereines haben bereits mehr als 195.000 Euro zusammengetragen, um die Schwalbennestorgel wieder erstehen zu lassen. Ein Teil davon ist bereits spielbar: Das neue Instrument, angefertigt von der Orgelbaufirma Metzler, Dietikon/Schweiz, bietet derzeit ein Klangbild nach dem Stand des Orgelbaues in der Mitte des
15. Jahrhunderts. 

Die halbvollendete Orgel stellt Universitätsorganist Daniel Beilschmidt mit diesem Album vor. Er hat dafür Musik Codex Faenza bis zum Buxheimer Orgelbuch und vom Robertsbridge Codex bis zu Sethus Calvisius ausgewählt; letzterer wirkte als Student in den Jahren 1581/82 zugleich als Leipziger Universitäts- organist. 1594 wurde er dann Thomaskantor; dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode 1615 inne. 
Beilschmidt präsentiert mit dieser Einspielung nicht nur die Klang- möglichkeiten der Orgel, die gegenwärtig über sieben Register plus Vogelgesang, Tremulant und Koppeln verfügt. Sie ist mitteltönig und deutlich höher gestimmt als heute üblich, nämlich auf a=465 Hz. Der Universitätsorganist bindet auch den Klang der Kirchenglocke mit ein, den wasserklaren Gesang von Christine Mothes und kleinere Glocken, die Veit Heller stilecht bei einigen Stücken ertönen lässt. 
Die CD ist so einzigartig wie die Metzler-Schwalbennestorgel, die schon heute mit ihrem betörenden, farbenreichen Klang begeistert. Die zweite Ausbaustufe wird die Klangpracht dieses Instrumentes verstärken und in der Musikstadt Leipzig die adäquate Aufführung von Werken aus Renaissance und Frühbarock ermöglichen, was ohne Zweifel eine Bereicherung ist. Allerdings sind dafür weitere 200.000 Euro notwendig. Dieses Geld muss erneut in Form von Spenden zusammengetragen werden. Auch dazu soll die CD ihren Beitrag leisten. 

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