Donnerstag, 27. Juli 2017

Sokolov - Mozart Rachmaninov Concertos (Deutsche Grammophon)

Klavierkonzerte mit Grigory Sokolov? Das kann keine aktuelle Aufnahme sein. Denn der Pianist verzichtet seit Jahren darauf, gemeinsam mit einem Orchester zu musizieren. Um so neu- gieriger macht es, wenn der Musiker Konzertmitschnitte zur Veröffent- lichung freigibt. 
Für diese CD hat Grigory Sokolov zwei Aufnahmen aus den Jahren 2005 und 1995 ausgewählt: Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur KV 488 mit dem Mahler Chamber Orchester unter der Leitung von Trevor Pinnock und Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 3 in d-Moll op. 30 mit dem BBC Philharmonic Orchestra unter Yan Pascal Tortelier. 
Der Hörer erlebt fasziniert das enorme Gestaltungsvermögen dieses Pianisten. Denn die beiden Konzerte sind im Charakter wie auch in ihrer musikalischen Gestaltung so unterschiedlich und so weit voneinander entfernt wie Nord- und Südpol. 
Mozarts populäres Klavierkonzert erklingt in seinen Ecksätzen flott und heiter – und im fis-Moll-Adagio dann irritierend: Sokolov wählt für sein einleitendes Solo ein beunruhigend langsames Tempo. Das wirkt beinahe schon nicht mehr wie von dieser Welt, beängstigend, diesseits. Und zugleich gestaltet der Pianist diesen Satz mit hinreißender Innigkeit und Leuchtkraft – man möchte jedem Ton nachsinnen. 
„Rach 3“ hingegen gilt als „K2 der Klavierliteratur“, als eine Herausforde- rung, an der schon so mancher Pianist gescheitert ist. Sokolov hat dieses Konzert oft gespielt. Bei diesem Werk nimmt er sich zurück, und macht deutlich, dass hinter der virtuosen Fassade noch viel mehr musikalische Substanz aufzufinden ist – wenn man sich nicht vom Zirzensischen blenden lässt. Flinke Finger hat so mancher, aber das Ausdrucksvermögen von Grigory Sokolov ist wirklich phänomenal. 
Die Deutsche Grammophon hat der CD eine Dokumentation der russi- schen Filmemacherin Nadya Zhdanova beigefügt: „Ein Gespräch, das nie stattgefunden hat“ versucht, Sokolovs künstlerisches und privates Leben zu beleuchten. Dazu sammelte sie Zeugnisse aus dem Umfeld des Künstlers. Der Pianist selbst gibt seit Jahren keine Interviews mehr. 

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