Samstag, 10. Juni 2017

Händel: Neun deutsche Arien - Brockes Passion (Audite)

Eine sehr schöne Aufnahme der Neun Deutschen Arien von Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) haben Ina Siedlaczek und die Lautten Compag- ney kürzlich bei Audite veröffentlicht. Mit dem Textdichter, Barthold Heinrich Brockes (1680 bis 1747), könnte der Komponist 1702/03 in Halle Bekanntschaft geschlossen haben – beide studierten im selben Jahr dort. Und Brockes stammte aus Hamburg, wo Händel dann als Musiker arbeitete, bis 1706 er nach Italien ging. 
Von ihm stammt auch der Text für Händels Passionsoratorium Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus, 1719 in Hamburg uraufgeführt. „Im Ergebnis sehen wir die beiden einzigen Gelegenheiten, bei denen sich Händel mit der Vertonung von Texten in deutscher Sprache, seiner Muttersprache, für Stimme und obligates Soloinstrument beschäftigt hat. Aus dem sprach- lichen Idiom resultieren die stilistischen Besonderheiten der beiden Werke, da die Texte viel an Charakter und Klang vorgeben“, schreibt Wolfgang Katschner, der Leiter der Lautten Compagney, im Beiheft zu dieser CD. „Diese Nähe hat mich dazu bewogen, die deutschen Arien um Arien aus der Brockes-Passion zu ergänzen und damit ein Programm zu gestalten. Für den inhaltlichen Hintergrund der Arien erscheint mir darüber hinaus der Bezug zum Halleschen Pietismus von Bedeutung zu sein.“ 
Und so legen die Musiker größten Wert darauf, die Aussage der Texte auch im Klangbild zu unterstreichen. Dieses ist ausgesprochen farbig, üppig und abwechslungsreich – sowohl in der obligaten Instrumentalstimme als auch im Basso continuo. Dort wechseln sich Orgel, Cembalo, Harfe, Laute, Theorbe, Fagott und Cello in unterschiedlichen Kombinationen ab, was für erstaunliche Effekte sorgt und den Hörer erfreut. 
Kleine Änderungen können mitunter faszinierende Konsequenzen haben. Das zeigt sich ganz besonders eindrücklich am Beispiel der Arie Brich mein Herz, zerfließ in Tränen aus der Brockes-Passion. Bei diesem Stück wurde der Violinpart von einer Viola da gamba übernommen, was seinen Charakter wirkungsvoll unterstreicht. 
Die durchweg attraktive musikalische Gestaltung harmoniert aufs Beste mit dem Gesang von Ina Siedlaczek. Ihr Vortrag wirkt innig und natürlich; mit ihrer reinen, schlank geführten und wunderbar runden Sopranstimme gestaltet die Sängerin die alten Texte nuancenreich und eindringlich. 

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