Freitag, 31. März 2017

Schmierer: Zodiaci Musici (Accent)

Kann ein Mensch, der Schmierer heißt, gute Musik komponieren? Was für eine Frage! Wenn es um Johann Abraham Schmierer (um 1660 bis nach 1700) geht jedenfalls, dann gilt keineswegs „Nomen est omen.“ Petr Wagner hat sich nun mit seinem Ensemble Tourbillon an Werke des Komponisten gewagt – und demon- striert, wie überaus hörenswert diese sind. 
Über den Lebensweg Schmierers ist nicht viel bekannt. Es wird vermutet, dass er aus Augsburg stammt; zumindest sang er dort als Diskantist in der Domkapelle. Im Sommer 1680 endete sein Dienst dort; er erhielt ein Stipendium, und studierte zunächst in Dillingen Philosophie und dann ab 1682 an der Universität Salzburg Jura. 
1697 wurde Schmierer dann in einem Augsburger Sitzungsprotokoll als Gräffl. Fuggerisch gemeinschaftlicher Archivarius genannt. Ein Jahr später erschien in Augsburg der erste Teil der Zodiaci musici; ein zweiter Teil wurde 1710 im Katalog der Frankfurter Fastenmesse angekündigt. Ob dieser Druck jemals erschienen ist, das lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen – bislang wurde leider noch kein Exemplar aufgefunden. 
So beschränkt sich das Ensemble Tourbillon auf die ersten sechs Suiten dieser Ballettmusik, die sich offenbar an den zwölf Tierkreiszeichen orientiert – auch wenn Experten astrologische Bezüge nicht feststellen konnten. Es wird daher vermutet, dass die Titelwahl eher Werbezwecken diente; auch andere Komponisten zeigten sich dabei seinerzeit sehr einfallsreich. 
Die Musik von Johann Abraham Schmierer klingt, als wäre Jean-Baptiste Lully sein Lehrer gewesen. Die Besetzung, ursprünglich vorgesehen waren vier Streicher und Cembalo ad libitum, hat das Ensemble Tourbillon deut- lich erweitert, vor allem bei den Continuo-Instrumenten, wo insbesondere Theorbe und Gitarre klanglich für Abwechslung sorgen. In den tiefen Streicherpart teilen sich Viola da gamba, Violoncello und Fagott. Auch Violinen ersetzten die Musiker um Petr Wagner gelegentlich durch Holz- bläser, was klanglich Abwechslung bringt. Musiziert wird mit Eleganz und Esprit – eine wirklich gelungene Einspielung. 

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