Donnerstag, 11. Februar 2016

Vivaldi senza Basso (Baltic Baroque)

Gleich zwei Editionen von Vivaldi-Violinsonaten des estnischen Labels Baltic Baroque liegen vor mir auf dem Schreibtisch. Das Ensemble Baltic Baroque, geleitet von Grigori Malit- zov, musiziert historisch möglichst korrekt und auf zeitgenössischen Instrumenten. 
VI Sonate, Quatro à Violino solo e Basso e dua a due Violini e Basso Continuo di Antonio Vivaldi, Opera Quinta O vero Parte Seconda del Opera Seconda – so lautete der Titel der Kollektion, die auf der einen CD erschienen ist. Die Violinsonaten op. 5 mit dem kuriosen Titel wurden 1716 in Amsterdam veröffentlicht. Sie gehören nicht zu den bekannten Werken Vivaldis, was verwundert, denn diese Musik hat durchaus ihre Qualitäten. Maria Krestinskaya, Evgeny Sviridov, Anfisa Kalinina, Barockvioline, Sofia Maltizova, Barockcello sowie Reinut Tepp und Imbi Tarum, Cembalo, ist somit die erste Einspie- lung auf historischen Instrumenten gelungen.
Die zweite CD fasst vier Sonaten a 2 Violini anco senza Basso se piace  – „für zwei Violinen ohne Bass, wenn es beliebt“ – zusammen. Die Noten sind schnell aufzufinden, wenn man sie unter den Triosonaten sucht – was daran liegt, dass sie auch exakt so notiert worden sind, mit zwei Melodiestimmen plus Basslinie. Doch diese Zuordnung wird den virtuosen Duetten nicht wirklich gerecht; sie ähneln nicht nur mit ihrer Satzfolge schnell-langsam-schnell eher Vivaldis Doppelkonzerten. Auch erweist sich die Bassstimme nicht als ein selbständiger Part; sie verdoppelt statt dessen weitgehend die tiefsten Bereiche der beiden Violinstimmen. 
Vermutet wird, dass diese Musikstücke entweder als Auftragskompositio- nen oder aber als Vortragsstücke entstanden sind, die Vivaldi auf seiner Europa-Tournee in den Jahren 1729/30 gemeinsam mit seinem Vater spielen wollte, wenn kein Bass-Instrument verfügbar war. Diese Aufnahme präsentiert zwei der Sonaten mit Cembalo-Begleitung, und zwei ohne. Es musizieren Maria Krestinskaya und Evgeny Sviridov, Barockvioline, sowie Imbi Tarum, Cembalo. Die Aufnahme ist allerdings sehr direkt und trocken; den Effekt von Pferdehaar auf Geigensaiten möchte man vielleicht doch nicht ganz so aus der Nähe hören. 

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