Montag, 29. Juni 2015

Tartini: Complete Violin Concertos (Dynamic)

Ein Projekt ist nun vollendet, das man gar nicht hoch genug einschätzen kann: Diese Box aus dem Hause Dynamic enthält auf 29 CD sämtliche Violinkonzerte von Giuseppe Tartini (1692 bis 1770). Erstmals sind damit die Konzerte dieses wichtigen italienischen Meisters vollständig zugänglich. 
Tartini hat enorm viele Komposi- tionen geschaffen; allerdings hat er davon kaum etwas drucken lassen. Er hat zudem eine Vielzahl von Schülern aus ganz Europa ausgebildet. So blieben seine Werke erhalten: „Com'è noto la produzione tartiniana è ancor'oggi in gran parte inedita, sopratutto per quanto riguarda i concerti, e giace, perlopiù manoscritta, nelle biblioteche di Padova, Berlino, Dresda, Brüssel, Vienna, Schwerin e Berkeley“, berichtet der Cembalist Nicola Reniero. Er hat gemeinsam mit den Geigern Carlo Lazari, Federico Guglielmo und Giovanni Guglielmo aus diesen Handschriften jeweils eine Notenedition erstellt, aus der musiziert werden kann. Fehlende Abschnitte oder Stimmen hat er ergänzt. Verzierungen und Kadenzen haben, falls erforderlich, die Solisten geschrieben. 
Man hofft, dass diese Noten zukünftig auch im Druck erscheinen, so dass es möglich wird, nicht nur einige wenige dieser Konzerte aufzuführen. Das ist, wie diese Einspielung zeigt, durchaus lohnend. Folgen Tartinis Werke anfangs Vorbildern wie Vivaldi und Corelli, so löst sich der Musiker mehr und mehr von diesen Modellen. An die Stelle von überschäumender ba- rocker Virtuosität treten beinahe schon klassische Brillanz und empfind- same Kantilene. 
Die Auseinandersetzung mit diesen Konzerten hat Giovanni Guglielmo und das von ihm gegründete und geleitete Ensemble L’Arte dell’Arco über Jahre begleitet und beschäftigt. Begonnen haben die Musiker die Gesamteinspie- lung 1996. Nun ist sie komplett. Die Solopartien übernahmen, zu ziemlich gleichen Anteilen, Carlo Lazari, Federico Guglielmo und Giovanni Guglielmo. Gespielt wird, natürlich, auf zeitgenössischen Instrumenten. Gestimmt wurde auf den venezianischen Stimmton bei 442 Hertz; für die Tasteninstrumente wurde eine Stimmung nach Vallotti gewählt. Erläutert werden diese Entscheidungen in dem umfangreichen Beiheft. Musiziert wird klar strukturiert, lebendig und mit jener Hingabe, die ein Projekt wie dieses wohl überhaupt erst ermöglicht. Gratulation an alle Beteiligten – und man darf neugierig bleiben, mit welchen Entdeckungen dieses Ensemble in Zukunft überrascht. 

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