Donnerstag, 14. Mai 2015

Paer: La Passione di Gesù Cristo (cpo)

Ferdinando Paër (1771 bis 1839) war ein Musiker mit einem ganz erstaun- lichen Lebensweg. Er stammte aus Parma, und debütierte 1791 in seiner Heimatstadt als Opernkomponist – offensichtlich erfolgreich, denn 1792 wurde er zum maestro di cappella und 1797 zum Generalmusikdirektor des dortigen Hofes ernannt. Noch im selben Jahr ging Paër dann mit seiner zukünftigen Ehefrau, einer Sängerin, nach Wien, wo das Ehepaar an der italienischen Oper engagiert wurde. Nach einer Zwischenstation in Prag kam Paër dann 1803 als Kapellmeister am Morettischen Opernhaus nach Dresden. Nach vier Jahren zog er weiter nach Paris, wo er maître de chapelle an Napoleons Hof wurde, zudem Dirigent an der Opéra-comique und 1812 auch Kapellmeister des Théâtre des Italiens. Er wurde Mitglied der Académie des Beaux-Arts, und er unterrichtete am Pariser Konservatorium im Fach Komposition. 
Paër schrieb mehr als 40 Opern, die sehr erfolgreich waren; er gehörte aber nicht nur zu den wichtigsten Opernkomponisten seiner Generation, er schuf auch geistliche und Kammermusik. „Eine neue Cantate in wäl'scher Sprache ,das heilige Grab', Musik von Ferd. Paër und von demselben auch dirigirt“, so kommentierte die Wiener Tonkünstlersocietät eine Aufführung am Palmsonntag 1803, zugunsten der Witwen und Waisen. Das Musik- stück, entstanden auf einen Text von Pietro Bagnoli, bringt uns die Trauer angesichts des gekreuzigten Christus an seinem Grab drastisch vor Augen und Ohren. Dieses Opus, man würde es heute wohl eher als Oratorium bezeichnen, ist nun in Weltersteinspielung bei cpo erschienen. 
Paërs Musik klingt ein wenig, als hätten Mozart und Beethoven gemein- sam komponiert. Sie ist leidenschaftlich, dabei aber stets auch elegant und von schönen Melodien getragen. Die Rolle des Johannes war seinerzeit für Luigi Lodovico Marchesi bestimmt, einen berühmten Sopranisten – was man noch immer wahrnehmen kann; die lange ausgehaltenen Töne, die Verzierungen, die anspruchsvolle Melodik – das ist eine Partie für einen herausragenden Sänger. Auch der Chor hat heikle Aufgaben zu meistern. 
Es singen Valentina Coladonate, Sopran/Johannes, Valentina Kutzarova, Mezzosopran/Maria Magdalena, Enea Scala, Tenor/Nikodemus und Alvaro Lozano, Bariton/Joseph von Arimathea, sowie der Coro La Stagione Armonica, und es musiziert das Orchestra di Padova e del Veneto unter Sergio Balestracci. 

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