Freitag, 1. Mai 2015

Joseph & Michael Haydn: Horn Concertos; Klieser (Berlin Classics)

Auf der Suche nach dem perfekte Ton ist der junge Hornist Felix Klieser – und er ist dabei bereits ziemlich erfolgreich, wie diese CD beweist. Was für ein Horn-Klang! In der Tiefe rund und samtig, in der Höhe kraft- voll und strahlend, mit unglaublich vielen Farben und Nuancen – fast schon von selbst versteht sich da der stets makellose Ton. Schon im vergangenen Jahr wurde Klieser für sein CD-Debüt Reveries mit dem Echo Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres ausgezeichnet. Nun ist er mit demWürttembergischen Kammerorchester Heilbronn unter  Ruben Gazarian ins Studio gegangen und hat Hornkonzerte von Joseph und Michael Haydn sowie zwei Fragmente eines unvollständigen Hornkonzertes von Wolfgang Amadeus Mozart aufgenommen. 
Das Programm ist anspruchsvoll, und dies liegt nicht nur daran, dass die drei Komponisten für das Horn mitunter ausgesprochen virtuose Ideen zu Papier gebracht haben. Das erste der beiden Konzerte von Joseph Haydn wurde für das hohe Horn geschaffen, das zweite hingegen für tiefes. Üblicherweise spezialisieren sich Musiker bereits während der Ausbildung auf eine der beiden Varianten, berichtet Klieser. „Die Anforderungen, die an einen hohen und an einen tiefen Hornisten gestellt werden, auf einer CD zu vereinen, war eine Herausforderung für mich, aber gleichzeitig eine freudige: So konnte ich das Horn in seiner ganzen klanglichen Fülle darstellen.“ 
Die Konzerte von Joseph Haydn sind sind ebenso charmant wie kapriziös. Man spürt, dass ihr Komponist für einen Scherz immer zu haben war. Das Concertino für Horn und Orchester von Michael Haydn ist selten zu hören. Entstanden ist es vermutlich einstmals als konzertante Einlage in eine Serenadenmusik, was eine etwas ungewöhnliche Satzfolge mit sich bringt: Larghetto Allegro non troppoMenuett. Auch musikalisch hat dieses Werk so einige Überraschungen zu bieten, gerade weil es sich um Konventionen nicht besonders schert. 
Mit der Arbeit an seinem ersten Hornkonzert soll Mozart 1781 begonnen haben, als er noch in Salzburg angestellt war. Möglicherweise hatte er vor, sich dem Wiener Publikum mit diesem Werk zu empfehlen. Allerdings untersagte Fürstbischof Colloredo seinem Hofmusiker diesen Auftritt, und es ist nicht bekannt, ob Mozart dieses „nullte“ Hornkonzert jemals fertiggestellt hat. Zu diesem Werk gehört das Rondo KV 371, dessen Noten mittlerweile auch wieder vollständig vorliegen. Der erste Satz, KV 370b, wurde ebenfalls rekonstruiert. Das war gar nicht so einfach, denn Mozarts Witwe hatte das Werk in seine drei Doppelblätter zerlegt. Diese hat sie einem Musikverleger, dem Salzburger Dom-Musikverein und ihrem Sohn Carl gegeben. Dieser wiederum hat anlässlich des hundertsten Geburtstages seines Vaters diese Blätter, teilweise zerschnitten, in seinem Bekanntenkreis verteilt als Erinnerungsgaben. Musikwissenschaftler haben sich auf die Suche nach diesen Fragmenten gemacht – und erstaunlich viel davon wiedergefunden. Der letzte Satz allerdings blieb verschwunden. 
„Allen Stücken ist eine gewisse Leichtigkeit und Heiterkeit eigen“, merkt Kieser an. „Das war für mich der weite Bogen, der alle Stücke auf dieser CD miteinander verbindet.“ Und mit dem Württembergischen Kammer- orchester Heilbronn unter der Leitung von Chefdirigent Gazarian hat er dafür perfekte Partner gefunden. Musiziert wird beschwingt, mit Leiden- schaft und mit Esprit. Wundervoll!

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