Sonntag, 7. September 2014

Johann Christian Bach: Six Sonatas op. 17 (Brilliant Classics)

Vier Söhne Johann Sebastian Bachs sind selbst Musiker geworden und haben eigene Werke hinterlassen. Aus aktuellem Anlass rückt derzeit das Schaffen von Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788) ein wenig in den Fokus der Aufmerk- samkeit. Doch nicht nur der „Ham- burger“ Bach gehörte zu den Vätern der Wiener Klassik. Sein Halbbruder Johann Christian Bach (1735 bis 1782), der „Londonder“ Bach, beein- druckte einst den jungen Mozart nachhaltig – und schrieb damit quasi indirekt Musikgeschichte. 
Über den Lebensweg des Komponisten, der auch ein gefragter Musikpäda- goge war und die Königsfamilie unterrichtete, wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle berichtet. Der jüngste Sohn von Johann Sebastian Bach wandte sich dem Hammerklavier zu, und war einer der ersten Virtuosen auf dem damals noch ziemlich neuen Instrument. Seine Sechs Sonaten op. 5 aus dem Jahr 1766 gelten als eines der ersten Werke, die explizit dafür geschrieben worden sind. Fortepiano-Spezialist Bart van Oort hat diese frühe Klaviermusik für Brilliant Classics eingespielt. Dabei verwendete er ein Instrument, das Chris Maene nach einem Vorbild aus der Werkstatt des renommierten Wiener Klavierbauers Anton Walter, um 1795, angefertigt hat. In England waren zu Lebzeiten Johann Christian Bachs allerdings eher Tafelklaviere gebräuchlich. Namhafte Londoner Klavierbauer dieser Zeit waren Johannes Zumpe, Burkhart Tschudi und John Broadwood. 
Der genutzte Hammerflügel soll aber, so van Oort, den damaligen Instru- menten klanglich sehr nahe kommen. Mitunter tönt er beinahe wie ein Cembalo, manchmal erinnert der Klang auch an eine Harfe – es war noch ein weiter Weg von diesen frühen Hammerklavieren bis hin zum moder- nen Konzertflügel. Van Oort musiziert gekonnt, und entlockt dem „histo- rischen“ Instrument die erstaunlichsten Klangfarben und Schattierungen.
Beim Anhören dieser Einspielung wird man feststellen, dass der „Londo- ner“ Bach den jungen Mozart enorm beeinflusst hat. Denn stilistisch stehen sich die Werke der beiden unverkennbar nahe. Das gilt vielleicht noch stärker für die Sechs Sonaten op. 17, die auf einer weiteren CD vorliegen. Bachs Musik ist sehr elegant; die Sonaten sind zudem sehr abwechslungsreich angelegt, sowohl was die verwendeten Formen sowie den Ausdruck betrifft. Diese Werke sind wirklich sehr hörenswert und nicht nur aufgrund ihrer Bedeutung für die Musikgeschichte interessant. 

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