Montag, 2. September 2013

Rosenmüller: Sonatas 1682 (cpo)

Wie viele Musiker seiner Zeit, so verbrachte auch Johann Rosen- müller (1617 bis 1684) einige Zeit in Italien. Er ging dorthin freilich nicht ganz freiwillig. Denn der begabte junge Mann stand bereits in Sachsen vor einer großen Karriere. 1642 war er als Collaborator und ab 1650 als Baccalaureus funerum an der Leipziger Thomasschule tätig; ab 1651 versah er zudem den Orga- nistendienst an der Nikolaikirche. Weil der Thomaskantor Tobias Michael zunehmend gebrechlich wurde, übernahm Rosenmüller zusätzlich dessen Amtspflichten – offenbar zur Zufriedenheit des Leipziger Stadtrates, der ihm 1653 die Nachfolge in diesem Amt zusagte, „weil er sich geraume Zeit des chori musici treulich und fleißig allhier angenommen“
Doch dann wurde der Musiker 1655 der Päderastie beschuldigt, und flüchtete nach Venedig. Von dort kehrte „Giovanni Rosenmiller“ erst 1682 zurück, als Kapellmeister des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Rosenmüller scheint aber auch während seines Italien-Aufenthaltes stets in engem Kontakt mit der Heimat gestanden zu haben. Seine Kompositionen waren an deutschen Höfen bekannt und gefragt. Auf dieser CD finden sich zwölf Sonaten, die er 1682 veröffentlichte. Sie sind für zwei bis fünf Instrumente sowie Basso continuo geschrieben, und geben Zeugnis von der hohen Kunst Rosenmüllers, der zu Recht als einer der wichtigsten deutschen Komponisten zwischen Schütz und Bach gilt. Das Ensemble Musica Fiata stellt die höchst abwechslungsreichen Werke mustergültig vor. Die Musiker um Roland Wilson spielen absolut souverän; sie sind ohne Zweifel noch immer eines der besten „Alte“-Musik-Ensembles der Welt. 

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