Montag, 29. Juli 2013

Hasse: Harpsichord Sonatas (Accent)

Als Johann Adolf Hasse (1699 bis 1783) im Jahre 1750 gemeinsam mit seiner Frau, der berühmten Sängerin Faustina Bordoni, nach Paris reiste, war das Paar bei Hofe offensichtlich weniger als Stars der italienischen Oper willkommen. Denn dafür interessierte sich der französische Adel seinerzeit wenig. Man ehrte den Komponisten in erster Linie als „un maitre de clavecin fort habile“
An diesem Instrument dürfte ein Musiker in der damaligen Zeit große Teile seines Berufslebens verbracht haben – beim Komponieren und beim Einstudieren von Musik, aber auch bei der öffentlichen Aufführung, die der Kapellmeister damals üblicherweise vom Cembalo aus leitete. Wie wichtig dies war, das zeigt sich in einem Brief Hasses, der im August 1768 in einem Brief an seinen Freund Gian Maria Ortes über einen Gichtanfall berichtete und beklagte, „quel che più mi dispiace si è, che m’ha stroppiato due dita della mano sinistra de tal maniera, che difficilmente potrò più servirmene sul cembalo“
Hasse beherrschte das Instrument exzellent; das zeigen auch die vier Cembalosonaten, die er auf seiner Reise 1750 für Maria Josepha von Sachsen geschrieben hat – „fatta per la Real Delfina di Francia“. Es ist die einzige Sammlung von Cembalo-Musik, die Hasse eigenhändig zusammengestellt hat. Und auch wenn er diese Werke nie veröffentlicht hat, so wurde sie doch über Abschriften in ganz Europa verbreitet. Das gilt auch für andere Cembalo-Werke Hasses; sie finden sich daher heute in Archiven weit verstreut. Dort hat auch die vorliegende CD ihre Ursprünge. 
Luca Guglielmi stellt auf dieser CD die vier „königlichen“ Sonaten Hasses in Weltersteinspielung vor. Ergänzt hat der Musiker diese Musikstücke um einige ebenfalls wenig bekannte Cembalo-Werke Hasses sowie um eine Toccata in G-Dur, die von der Forschung heute Händel zugeschrieben wird. 
Die CD startet furios, mit Toccata und Fuga in g-Moll – einem virtuosen Werk, das höchste Anforderungen an den Interpreten stellt. Hasse brennt zunächst ein Feuerwerk an Fingerakrobatik ab, um dann aus den Arpeggien urplötzlich eine Fuge herauswachsen zu lassen, die zeigt, dass er auch den Kontrapunkt grandios beherrschte. Dieses Werk ist atemberaubend. 
Die Sonaten für die Dauphine hingegen erscheinen weniger gelehrt als vielmehr melodiös und elegant; kein Wunder, dass sie einst so beliebt waren. Guglielmi spielt brillant. Er überzeugt durch perfekte Phrasierung ebenso wie durch seine mitunter geradezu übermütige Virtuosität – und durch die geschickte Auswahl der Instrumente für die hier präsentierte Musik. Bravo!

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