Montag, 25. Juni 2012

Striggio: Mass for 40 and 60 voices (Glossa)

Die Fotos im Beiheft verraten es: Dirigent Hervé Niquet steht nicht nur im übertragenen Sinne im Mittelpunkt der vorliegenden Aufnahme. Das hat seinen Grund: Diese Messe, von Alessandro Striggio (um 1536 bis 1592) für den Großherzog von Florenz kompo- niert, sprengt alle herkömmlichen Dimensionen. 
Die Medici feierten gern und prachtvoll; besonderen Glanz er- hielten aber traditionell die Fest- lichkeiten am Johannistag, dem 24. Juni, da sie dem Schutzpatron der Stadt Florenz galten. Dazu gehörte auch eine feierliche Messe in der Kathedrale Santa Maria del Fiore, die nach einem großen Feuerwerk den Schlusspunkt setzte. Und deshalb sollte sie auch besonders spektakulär ausfallen. Es erklang beispielswiese diese Messe Striggios für fünf achtstimmige Chöre, im Agnus Dei sind sogar 60 Stimmen vorgesehen; Aufwand und Effekt müssen gigantisch gewesen sein.
Das lässt sich noch immer nachvollziehen, wie diese CD beweist. Die Version des Messpropriums, die hier gesungen wird, stammt von Francesco Corteccia (1502 bis 1571), der zur Zeit Striggios Kapell- meister an der Kathedrale war. Introitus, Alleluia und Communio aus seiner Feder erklingen hier in Weltersteinspielung. Striggios Missa sopra Ecco sì beato giorno und seiner Motette Ecce beatam lucem wurde zudem Musik von Orazio Benevolio (1605 bis 1672) zur Seite gestellt. Er hat den barocken Monumentalstil mit besonderer Hingabe perfektioniert. So schrieb er 1628 für die Einweihung des Salzburger Münsters eine 48stimmige Messe für zwölf Chöre, die aber leider nicht überliefert ist. 
Wer schon immer einmal hören wollte, wie es klingt, wenn 60 Sänger zugleich - und jeder eine separate Stimme - singen, der sollte diese CD unbedingt anhören. Es lohnt sich. Das Label Glossa konnte für diese Aufnahme Manuel Mohino verpflichten, der sich als exzellenter Ton- ingenieur erweist und die SACD-Aufnahmetechnik brillant einsetzt, um nicht zuletzt die räumlichen Effekte dieser Musik nachvollziehbar zu machen. Denn die Sänger wurden bei der Aufnahme in der Pariser Kirche Notre-Dame du Liban gemeinsam mit den Instrumentalisten von Le Concert Spirituel im Kreis um den Dirigenten herum platziert. Die Mikrophone befanden sich im Zentrum – wer also schon immer einmal im Wohlklang baden wollte, der darf sich hier auf eine be- sonders faszinierende SACD-Surround-Klangerfahrung freuen. Wer ein solches Musikerlebnis live genießen kann, der ist wahrlich zu be- neiden. 

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