Sonntag, 24. Juni 2012

Entre ciel et terre - Johann Georg Albrechtsberger (Laborie Records)

Johann Georg Albrechtsberger (1736 bis 1809) war als Organist, Kapellmeister, Musiktheoretiker und Experte für den Kontrapunkt weithin berühmt. Er galt als der beste Lehrer für Komposition in Wien, und prägte dort zwei Musikergenerationen. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Carl Czerny, Johann Nepomuk Hummel, Ignaz Moscheles, Franz Xaver Mozart und Ferdinand Ries. Auch Beethoven lernte bei ihm; Albrechtsberger war aber der Meinung, dieser Schüler werde "nie was Ordentliches machen". Was zeigt, dass auch große Geister gele- gentlich irren. 
Albrechtsberger stammte aus Klosterneuburg, und im Alter von sieben Jahren begann er seine musikalische Ausbildung dort als Sängerknabe im Augustiner-Chorherrenstift. Sechs Jahre später lernte er am Gymnasium des Stiftes Melk, wo er vier Jahre lang Sängerknabe war, und am Wiener Jesuitenkonvikt. Seine erste Stelle als Organist erhielt Albrechtsberger in Raab; zwei Jahre später wech- selte er nach Maria Taferl. 1759 wurde er Organist im Benediktiner- stift Melk. Das war eine attraktive Position, denn dort machte der kaiserliche Hof gern auf Reisen Station. Und es dauerte auch nicht lange, bis Josef II. auf den Musiker aufmerksam wurde. 
1765 ging Albrechtsberger nach Wien, wo er als Organist und Clavier-Meister wirkte. 1772 bewarb er sich erfolgreich um das Amt des Zweiten Hoforganisten; 1792 wurde er Erster Hoforganist. Ein Jahr später erhielt er die Stelle des Domkapellmeisters am Wiener Stephansdom. Mozart und den Brüdern Haydn, die er seit seiner Jugend kannte, war Albrechtsberger in Freundschaft verbunden.
Sein Werk ist umfangreich; es umfasst mehr als 400 Kirchenkompo- sitionen, gut 200 Werke der Kammermusik, 300 Werke für Tasten- instrumente sowie eine Vielzahl von Orchesterwerken. Diese CD zeigt einerseits seine Meisterschaft im Bereich der Kirchensonaten, die in Wien traditionell aus einem langsameren Satz in modernem Stil und einer Fuge im stile antico und in flottem Tempo bestanden. 
Albrechtsberger war der letzte, der solche Werke schrieb. Und weil die Raumverhältnisse auf der Musikempore der Hofburg damals dazu regelrecht einluden, schuf er solche Werke auch für das doppelchöri- ge Musizieren.
Auch sonst stellte sich Albrechtsberger auf spezielle Anforderungen, beispielsweise durch das vorhandene Instrumentarium, erstaunlich flexibel ein. Dies dokumentiert auf dieser CD eines seiner Konzerte für Maultrommel, das er wohl für den Benediktiner P. Bruno Glatzl geschrieben hat, der die Maultrommel virtuos gespielt haben muss. Dieses Solo übernimmt hier Albin Paulus vom Ensemble Baroque de Limoges. Auch für Harfe, Mandora und - als einziger "Klassiker" - für Viola d'amore, Violone und Violino piccolo komponierte Albrechts- berger, ganz so, als wollte er diese veraltenden Instrumente und ihren Klang vor dem Verschwinden bewahren. 
So finden sich auf dieser CD ein Divertimento a tre con violino piccolo o primo, violino secondo e viola und eine schöne Partita per viola d'amore, flauto e violone. Selbst für ungewöhnliche Besetzungen hatte dieser Komponist passende Ideen, wie auch das Divertimento a tre con viola, violoncello e violone zeigt. Besten Dank an das Quatuor Mosaiques und das Ensemble Baroque de Limoges, das mit viel Enga- gement und Unterstützung durch zahlreiche Experten diese Musik aus dem Archivschlaf erweckt hat.

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