Donnerstag, 21. Juni 2012

Beethoven: Triple Concerto, Piano Concerto No. 3 (Berlin Classics)

Wie integriert man ein Streichtrio in eine Sinfonia concertante? Der junge Ludwig van Beethoven (1770 bis 1824) hat es ausprobiert - und stellte 1808 sein sogenanntes Tripelkonzert vor. Den Klavierpart passte der Komponist dabei den Möglichkeiten seines Schülers Erzherzog Rudolf von Österreich an. Und nicht nur das Solistentrio als solches tritt dem Orchester ge- genüber - auch das Klavier erhält mitunter eine eigenständige Rolle gegenüber den beiden Streichern. 
Kolja Blacher und Johannes Moser musizieren auf Violine und Violoncello sehr elegant, und mit schlankem, singendem Ton. Mari Kodama nimmt sich am Klavier eher zurück. Dafür greift die Pianistin dann bei Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll op. 37 umso nachdrücklicher in die Tasten, sie spielt kraftvoll und behauptet sich ganz entschieden gegen das Orchester, das von Kent Nagano - man möchte fast sagen in die Schlacht - geführt wird. 
Über dieses Werk berichtet Ignaz Xaver Ritter von Seyfried, weiland Kapellmeister des Theaters an der Wien und ein enger Freund Beet- hovens, er sei gebeten worden, dem Komponisten, der den Klavier- part spielte, die Noten umzublättern. Doch bei der Uraufführung erlitt er einen Schock: "Ich erblickte fast lauter leere Blätter, höchstens auf einer oder der anderen Seite ein paar mir recht unverständliche ägyptische Hieroglyphen hingekritzelt." Ob es sich dabei um einen der berüchigten Scherze Beethovens handelte, werden wir nicht mehr klären können. Auch Mozart räumt ja gelegentlich ein, dass er es nicht geschafft habe, seinen Part rechtzeitig zu Papier zu bringen.  
Beethoven orientierte sich hörbar an Mozarts c-Moll-Konzert KV 491. Der Komponist zeigt den Solisten als einen Solitär in der Masse, hier verkörpert durch das Orchester. Sein Part ist nicht mehr spielerisch, sondern heroisch, ja herrisch und erhaben. Diese Inszenierung gelingt Mari Kodama und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Kent Nagano grandios; obwohl das Werk nicht eben selten zu hören ist, erlebt man eher selten eine solche Klarheit und Entschiedenheit in der Interpretation. 

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