Mittwoch, 7. März 2012

Eccard: Fröhlich will ich singen (Carus)

"Wes Brot ich ess', des Lied ich sing", dieses Sprichwort prägte Musikerbiographien ganz beson- ders zur Zeit der Reformation und Gegenreformation. Johannes Eccard (1553 bis 1611) stammt aus der Keyserlich Freyen und des Heil. Reichs Stadt Mühlhausen in Thüringen - seit 1557 protestan- tisch. Seine musikalische Laufbahn begann er als Sängerknabe an der Hofkapelle in Weimar, ebenfalls evangelisch. Als diese 1571 aufge- löst wurde, wechselte Eccard als Cantorey Puebe bzw. Altist an die Münchner Hofkapelle München unter Orlando di Lasso. 
Er habe "daselbst von Orlando di Lassus (...) in itziger zeit under den Musicis dem beruhmbtesten (...) Composition in preceptis et funda- mento (...) gefast und gelernet", berichtet Eccard später. Da musi- zierte er bereits in Augsburg für Jakob Fugger, und damit erneut für einen katholischen Dienstherrn.
Die Religion könnte der Grund dafür sein, dass Eccard schließlich bei diesem Mäzen kündigte und in die Hofkapelle Markgraf Georg Fried- richs von Ansbach eintrat: Im Mai 1580 ging er als Vizekapellmeister nach Königsberg. Doch die Kapelle nahm der Markgraf 1586 wieder mit zurück nach Ansbach. Eccard blieb in Königsberg zurück, und schrieb eifrig Bittbriefe, der Markgraf möge ihm seine Tätigkeit doch angemessen vergüten. Als der Markgraf 1603 starb, übernahm der brandenburgische Kurfürst Johann Friedrich die Verwaltung des Herzogtums Preußen - und damit auch den Vizekapellmeister, der in Königsberg offenbar sowohl für die Musik bei Hofe als auch in der Kirche zuständig war. Erst sein Nachfolger Johann Sigismund machte Eccard endlich zum Kapellmeister, und holte den Musiker 1608 nach Berlin. Dort leitete Eccard die kurfürstliche Hofkapelle nebst sechs Chorknaben und den "andern so du aus Preußen mit zu bringen gemeint", so die Order. Die "Musica", so der Kurfürst, solle "Unns zur Zier, und dir selbst zum ruhm" gereichen.
Dafür sorgte dann letztendlich Eccards Schüler und Nachfolger Johannes Stobäus. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass die Werke Eccards nicht in Vergessenheit geraten sind. Noch heute erklingen seine Liedsätze in evangelischen Kirchen; sie sind im Gesangbuch zu finden. Staats- und Domchor Berlin und die Lautten Compagney Berlin haben nun für Carus eine Auswahl aus seinem umfangreichen Werk eingespielt. 
Der Staats- und Domchor wurde 1465 gegründet. Damals stellte Friedrich II. von Hohenzollern für die Kirchenmusik fünf "Singe- knaben" ein. Als Eccard dieses Ensemble leitete, bestand es bereits aus 12 Sängern, die zudem gemeinsam mit der Hofkapelle musizier- ten. Heute gehört der Chor zur Universität der Künste, er ist noch immer ein Knabenchor, und konnte unter Leitung von Kai-Uwe Jirka in jüngster Vergangenheit europaweit etliche Preise erringen. 
Die Jungs und jungen Männer singen - im typischen Knabenchor-Sound - geistliche und weltliche Lieder des von Johannes Eccard. Die CD beginnt und endet mit gewichtiger Kirchenmusik - Ein feste Burg, De profundis, Das Vater unser und Da pacem Domine. Dazwischen wird fröhlich und mitunter auch etwas keck gesungen, was die Noten hergeben. Und da findet sich auch allerhand Unterhaltsames. Für Abwechslung sorgt auch die Besetzung, sowohl instrumental als auch mit Chor und Soli; allerdings stammen diese wohl nicht durchweg aus dem Chor. Wie wenig erschlossen dieses Repertoire bislang ist, wird daran sichtbar, dass fast die Hälfte der Stücke auf dieser CD Welt- ersteinspielungen sind. 

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