Mittwoch, 7. Dezember 2011

Wilhelm Friedemann Bach: Kantaten (Capriccio)

Wilhelm Friedemann Bach (1710 bis 1784) war der älteste Sohn Johann Sebastian Bachs. Er lernte das Violinspiel bei Johann Gottlieb Graun; Unterricht im Fach Kompo- sition sowie im Orgel- und Cemba- lospiel dürfte ihm sein Vater gege- ben haben. 
Nach einem Studium der Fächer Jura, Mathematik und Philosophie an der Leipziger Universität wirkte Bach zunächst als Organist an der Dresdner Sophienkirche. 1746 wurde er Musikdirektor und Orga- nist an der Marienkirche in Halle/Saale. Leider kam er mit der Obrig- keit nicht zurecht. Das Kirchenkollegium rügte ihn wegen seines "ungebührlich bezeigeten Betragens, und seiner Vergessenheit der schuldigen Subordination". 
1764 kündigte der "Hallesche Bach" seine Anstellung auf, ohne eine Alternative zur Hand zu haben. Mit 53 Jahren wurde der Musiker, der von Zeitgenossen für sein Orgelspiel und seine Improvisationskunst gerühmt wurde, zum freischaffenden Künstler. Sein schwieriger Charakter und sein angeschlagener Ruf erschwerten ihm zunehmend das Dasein; seine letzten Jahre muss er in großer Armut verbracht haben. 
Seine Werke waren lange aus dem Konzertsaal verschwunden. Viele davon galten als verschollen, und einige wurden erst Ende der 90er Jahre wiederentdeckt. Desto erfreulicher ist es, dass schon Anfang der 90er Jahre Hermann Max mit seinen Ensembles Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert sowie hochklassigen Solisten vier Kantaten von Wilhelm Friedemann Bach aus dessen Hallescher Zeit eingespielt hat. Zu hören sind Barbara Schlick, Sopran, Claudia Schubert, Alt, Wilfried Jochens, Tenor und Stephan Schreckenberger, Bass.
Das Label Capriccio macht diese Aufnahmen nun mit einer Doppel-CD wieder zugänglich. Enthalten sind Lasset uns ablegen die Werke der Finsternis zum 1. Advent, Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste zum Johannistag, Erzittert und fallet zum Ostersonntag sowie Dies ist der Tag, Sinfonia und Kantate zu Pfingsten. Auch wenn der "Hallesche Bach" vielfach als rückwärtsgewandt, kantig und spröde gilt - diese Kantaten sind zwar wuchtig, aber auch erstaunlich empfindsam und für ihre Zeit modern. Insofern lohnt es sich, diese Musik zu entdecken. 

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