Freitag, 24. Juni 2011

Simon O’Neill, Father and Son – Wagner Scenes and Arias (EMI Classics)

Kaum zu glauben, aber dieser Te- nor hat auch den Tamino gesungen – als Debüt bei den Salzburger Festspielen. 1971 in Neuseeland geboren, studierte Simon O’Neill an verschiedenen Musikhochschu- len, zuletzt am Juilliard Opera Center. Seit 2001 erarbeitet der Sänger unter Anleitung von Sir Donald McIntyre die Tenor-Par- tien Richard Wagners. Er gewann den Wettbewerb der britischen Wagner Society, und übernahm an der Metropolitan Opera die Partie des Siegmund von Placido Domingo – kein schlechter Start in eine Karriere als Wagner-Sänger. Mittlerweile hat O’Neill am Royal Opera House, in Wien, Berlin, München und Hamburg sowie in Bayreuth und in Mailand gesungen.
Seine Stimme ist, obzwar nicht immer unangestrengt, kraftvoll und tragfähig. Sie klingt männlich und strahlend; O’Neill ist zudem in der Lage, sie stark einzufärben, was zu den Helden Wagners besser passt als ein allzu helles, glattes Timbre. „Im Mittelpunkt dieser CD stehen Siegmund und Siegfried, die beiden großen Tenöre im Ring“, sagt O’Neill. „Ich bin geradezu verrückt nach diesen Rollen, und zwar nicht nur allein wegen ihrer Musik, sondern auch aufgrund der Gesamtwerke, zu denen sie gehören.“
Siegmund, der Sohn des Göttervaters Wotan mit einer Menschin, findet im Hause Hundings nicht nur das ihm verheißene Schwert, sondern auch seine Schwester Sieglinde. Siegfried, der Sohn des inzestuösen Paares, aufgewachsen bei Ziehvater Mime, muss sich später den Weg zu jener Braut freikämpfen, die ihm das Waldvöglein verheißen hat: Brünnhilde, die in Waffen und Rüstung im Feuerring schläft. Und natürlich ist auf dieser CD auch Siegfrieds Sterbeszene zu finden, flankiert von Rheinfahrt und Trauermarsch. Es musiziert das New Zealand Symphony Orchestra unter Leitung des jungen finni- schen Dirigenten Pietari Inkinen – und das gar nicht mal schlecht.
Das zweite Vater-Sohn-Paar , dem diese CD gilt, sind Parsifal und Lohengrin. Durch Elsas Neugier sieht sich Lohengrin gezwungen, seine Herkunft preiszugeben – und zum Gral zurückzukehren, wie es den Gralsrittern vorgeschrieben ist: „Erkennt ihr ihn, dann muß er von euch ziehn.“
Damit beginnt die CD; Lohengrin lässt ein Schwert, ein Horn und einen Ring zurück, die schließlich mit Siegfried wieder auf die Bühne gelangen.
„Das Album endet mit meinem persönlichen Favoriten dieses Repertoirebereichs“, so O’Neill, „mit Parsifals atemberaubendem ,Nur eine Waffe taugt’.“ So schließt sich der Kreis, und auch das Porträt des Sängers erhält eine weitere Facette. O’Neill gestaltet die Abgründe und die diversen Schrammen von Wagners Figuren mit Intelligenz; man darf gespannt sein, welche Opern er noch für sich entdeckt.

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