Sonntag, 5. Juni 2011

Scarlatti: Serenate a Filli (Glossa)

"Zur Zerstreuung an einem Abend in edler Gesellschaft", schrieb Alessandro Scarlatti (1660 bis 1725) einst an Großherzog Ferdi- nando de' Medici, habe er die beiliegende Serenata komponiert. Die hübschen Stücke, die bald wie eine kleine Oper erscheinen, aber typischerweise auf Handlung und Szenenwechsel verzichten, ent- standen seinerzeit anlässlich von Festlichkeiten wie Hochzeiten, Geburtstage, Siegesfeiern oder für Besuche bedeutender Persönlich- keiten. 
Die beiden Serenaden auf dieser CD hat Scarlatti 1706 in Rom ge- schaffen. Sie sind beide der arkadischen Figur Filli gewidmet - einer Römerin von Stand, deren Identität wohl nicht abschließend zu klä- ren ist. In Le Muse Urania e Clio Londano le bellezze di Filli preisen die Sonne sowie ihre beiden Töchter Urania und Clio die Vorzüge der Filli. Die ebenfalls dreistimmige Serenata à Filli beklagt die Liebes- qualen, die Fileno, Niso und Doralbo leiden, weil sie jener Nymphe zugetan sind. Die Verse sind schlicht und zugleich elegant, ganz wie es die Accademia dell'Arcadia gefordert hatte. 
Scarlattis Vertonung erfreut durch ihre schönen Melodien, ein raffi- niertes Spiel mit Klangfarben, und durch die hübschen Soli, mit denen er unter anderem das Violoncello bedacht hat. Seine Serenaden sind ebenso komplexe wie wohlklingende Werke, die ihre Zuhörer mit Sicherheit gut unterhalten haben. Das Ensemble La Risonanza unter Fabio Bonizzoni  jedenfalls sorgt dafür, dass keine Langeweile auf- kommt. Emanuela Galli und Yetzabel Arias Fernández, Sopran, und Martín Oro, Alt, singen mit schlank und sicher geführten, angenehm timbrierten Stimmen. Beim Anhören dieser CD fragt man sich aller- dings, warum das Genre generell bislang so stiefmütterlich behandelt wurde. 

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