Freitag, 24. Juni 2011

René Pape – Wagner (Deutsche Grammophon)

Der Sänger René Pape, geboren und herangewachsen in der Musik- stadt Dresden, gehört heute zu den weltweit besten Bassisten. So wird es nicht verwundern, dass auch die Helden Wagners zu seinen Lieb- lingspartien gehören. Doch darauf reduzieren möchte sich der Sänger nicht. Er folgt der Auffassung der Sopranistin Lilli Lehmann, die zwar mit Wagner gearbeitet hat, aber seiner Suche nach dem „vaterlän- dischen Belcanto“ eher verständ- nislos begegnete. Sie meinte, nur wer Mozart zu singen verstehe, der könne auch Wagner singen.
Pape teilt diese Auffassung. In den sehr informativen Beiheft erläutert er: „In Interviews habe ich oft gesagt, dass das Wagner-Singen auf der gesangstechnischen Erfahrung mit Mozart beruhen sollte – na- türlich auch umgekehrt. Wagner muss nicht durchgehend fortissimo und con tutta forza gesungen und Mozart nicht gesäuselt werden. Die Balance zu halten, ist meiner Meinung nach der Schlüssel.“ Pape meint, für ihn sei der Text genauso wichtig wie die Musik: „Eine Oper besteht nicht nur aus Vokalisen, sondern es gibt ein Libretto, das auf Worten basiert. Dieses Drama dem Zuhörer zu vermitteln, halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben des Sängers auf der Bühne, erst recht im Plattenstudio.“
Wagners anspruchsvolle Partien, wie den Holländer oder Hans Sachs, müsse man sich zudem mit Bedacht einteilen, „und zwar so, dass man am Ende noch genügend Kraft für die in exponierter Lage geschrie- bene Schlussansprache hat“, sagt der Sänger. „Das ist leichter gesagt als getan, da wird mir jeder Kollege zustimmen. Ein entscheidender Punkt ist die Stimmung der Orchester, die immer höher wird. Somit wird es für einen Basso cantante auch immer schwieriger, diese Partien zu bewältigen. Zu Wagners Zeiten wäre dies, glaube ich, einfacher gewesen.“
Begleitet werden die Sänger bei der hier vorliegenden Einspielung durch die Staatskapelle Berlin sowie den Chor der Staatsoper Unter den Linden unter der Leitung von Daniel Barenboim. Sein Wagner ist mir zu pastös, zu massig und nicht delikat genug. Das habe ich schon besser gehört, selbst in Dresden.
Diese CD zeigt uns den Sänger zunächst mit Wotans Abschied von der Walküre Brünnhilde, die er aus den Reihen der Götter verstößt und inmitten eines Flammenringes zum Schlaf bettet, den nur ein Held von Format durchschreiten kann. Der Fliedermonolog sowie das große Finale aus den Meistersingern, augenzwinkernd (und wunder- voll gesungen) ergänzt um die Strophe des Nachtwächters folgen, danach erklingt die Ansprache König Heinrichs an die Sachsen und Thüringer aus dem Lohengrin. Gemeinsam mit Plácido Domingo singt Pape anschließend die Szene aus dem dritten Akt des Parsifal, in der Gurnemanz den heimgekehrten und durch Mitleid klug gewordenen Toren empfängt, und ihm vom Elend der Gralsrunde berichtet. Es ist eine starke Szene, in der Pape sängerisch zu hoher Form aufläuft. Die abschließende Arie des Wolfram an den Abendstern aus Tannhäuser erreicht erstaunlicherweise nicht ganz diese Intensität und Innigkeit.

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