Sonntag, 27. März 2011

Gallus, Hassler, Schein - Kontraste in der deutschen Kirchenmusik um 1600 (Rondeau)

Jacobus Gallus (vermutlich 1550 bis 1591) hieß eigentlich Jacob Handl. 1580 trat er in die Dienste des Bischofs von Olmütz; ab 1586 wirkte er als Kantor der Kirche St. Johann am Ufer in Prag. Über- liefert sind von ihm sowohl geist- liche wie auch weltliche Werke. Handl komponierte unter anderem Messen, Motetten und Madrigale. In seinen Werken verknüpft Gallus niederländische und venezianische Einflüsse mit den Musiktraditio- nen, die er in Böhmen kennengelernt hatte. Obwohl er im Alter von
41 Jahren starb, hinterließ Gallus ein umfangreiches Werk. Allein Opus musicum, eine Sammlung von Motetten, enthält 374 Kompo- sitionen.

Hans Leo Hassler (1564 bis 1612) war einer der ersten deutschen Musiker, der einen Teil seiner Ausbildung in Italien absolvierte:
1584 ging er nach Venedig, und studierte dort bei Giovanni Gabrieli. 1586 nahm er eine Organistenstelle beim Grafen Octavian II. von Fugger in Augsburg an; 1608 ging er als Kammerorganist an den Dresdner Hof. Hassler war nicht nur ein gefragter Musiker und Kom- ponist, sondern auch ein gewiefter Kaufmann und ein erfolgreicher Mechaniker, der den Adel mit seinen Musikautomaten entzückte. Seine Lieder sind noch heute jedem Sangesfreund präsent; und auch mit seinen Orgel- und Cembalowerken, an der Schwelle zwischen Renaissance und Barock, schrieb er Musikgeschichte. 

Johann Hermann Schein (1586 bis 1630) wird oft in einem Atemzug mit Samuel Scheidt und Heinrich Schütz genannt, die in Halle/Saale bzw. in Dresden wirkten. Er war der Sohn eines Pastors aus Grünhain im Erzgebirge.  Nach dem Tod seines Vaters wurde er als Chorknabe an der Dresdner Hofkapelle und anschließend an der Fürstenschule in Pforta ausgebildet. Schein studierte Jura in Leipzig, er wurde dann aber Hofkapellmeister in Weimar, und 1616 als Nachfolger von Sethus Calvisius Thomaskantor in Leipzig. Schein gehört zu den "Vätern" der Kantate, und seine Madrigale und Choralkonzerte waren denen seines Freundes Schütz durchaus ebenbürtig. 
Geistliche Vokalmusik dieser drei Komponisten haben die Sänger des Leipziger Männerquintettes Thios Omilos für ihre Debüt-CD ausge- wählt. Das Ensemble ist 2002 aus dem Thomanerchor hervorge- gangen. Philipp Goldmann und Emanuel Jessel, Bass sowie Patrick Grahl, Tenor, studieren derzeit Gesang; Cornelius Frommelt, Tenor, studiert in Leipzig Medizin, und Tobias Ay, Bariton, Psychologie. Im Continuo sind zudem Alexandra Skiebe an der Orgel und Benjamin Dreßler, Gambe, zu hören. Dass langjährige Chorpraxis die fünf Sänger geprägt hat, das ist nicht zu überhören. Ob das Ensemble die Studen- tenzeit überdauern wird, das wird sich zeigen. 

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