Donnerstag, 31. März 2011

Bach: Johannes-Passion; Forster (EMI Classics)

Eine Aufnahme aus dem Jahre 1962 - historisch korrektes Musi- zieren ist da nicht zu erwarten. Karl Forster nähert sich Bachs Werk vielmehr mit dem spät- romantischen Blick, und sehr viel Sinn für Dramatik. Dass diese Einspielung trotzdem auch heute noch begeistert, das liegt in erster Linie an dem grandiosen Solisten- ensemble. Zu hören sind Fritz Wunderlich als (hervorragender) Evangelist, Dietrich Fischer-Dieskau als Jesus, sowie Elisabeth Grümmer, Sopran, und Christa Ludwig, Alt, die ihre Arien mit anrührender Innigkeit und beeindruckender Intensität gestalten, Josef Traxel, der mit seinem messerscharf geführten Tenor nicht ganz das Niveau der anderen Sänger erreicht, und Karl Christian Kohn, Bass. Es singt der Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin - der damals weltweit einen ausgezeichneten Ruf hatte -, und es spielen die Berliner Symphoniker. EMI Classics legt diese historische Einspielung nun als Bestandteil der Electrola Collection wieder vor - sehr ordentlich re- mastert, Kompliment! Freunde schöner Stimmen dürfen sich freuen. 

Rothe: Matthäus-Passion (cpo)

"Rothe (Johann Christoph) geb. zu Roßwein in Meißen 1653, war der Vater einer Familie, welche sich, seitdem die Musen unserem Son- dershausen das Glück ihrer Ge- genwart gönneten, fortwährend durch ihre Talente und ihren Eifer in Erfüllung ihrer Pflichten bey der Fürstl. Hofmusik ausgezeichnet haben", berichtet das Tonkünstler- lexikon des Sondershäuser Hof- organisten Ernst Ludwig Gerber aus dem Jahre 1792. "Nachdem er sich unter der Anleitung seines Vaters, welcher Kantor zu Roßwein war, so weit zum Sänger und Violinisten gebildet hatte, daß er hoffen durfte, auch außerhalb unter Fremden bemerkt zu werden; so verließ er sein väterliches Haus, um an irgend einem Hofe sein Glück zu finden.
Er erhielt nun zwar anfangs zu Coburg als Falsetist und Violinist Dienste in der dasigen Herzogl. Hofkapelle; allein ohngeachtet seine Herrschaft mit ihm zufrieden war, forderte er dennoch seinen Abschied, welchen er auch schriftlich auf eine Ehrenvolle Art erhielt, und trat im Jahr 1693 als Kammerdiener und Kammermusikus in hießige Fürstl. Dienste, wo er auch im Jahr 1720 starb, nachdem er mehrere beträchtliche geistliche Werke, als Passionen, Osterstücke u.s.w. für die Fürstliche Kapelle in Musik gesetzt und aufgeführt hatte." 
Die Musikwissenschaftler aber, die versucht haben, diese Angaben zu überprüfen, erlebten eine Überraschung. Denn sie fanden in Roßwein keinen Kantor Rothe. Und laut Eintrag im Kirchenbuch ist der Musi- ker bereits im Juni 1700 gestorben. Sein einziges überliefertes Werk, die 1697 in Sondershausen komponierte Matthäus-Passionist die älteste erhaltene oratorische Passion aus Mitteldeutschland. 
Sie beruht auf einem Text unbekannter Herkunft, den zuvor bereits auch der Halberstädter Domkantor Christian Clajus in ähnlicher Form verwendet haben muss - seine Passion aus dem Jahre 1693 ist aller- dings nur als Textdruck belegt. Rothe hat im Vergleich zu Clajus die Zahl der Choräle drastisch reduziert, und eine zusätzliche Arie einge- fügt. Sein Werk setzt ganz auf die barocke "Trauer-Tonart" c-Moll; und die Begleitung der Sänger durch lediglich zwei Violinen plus Gamben- consort sowie der Einsatz des Bogenvibratos verstärken der Eindruck der Trauermusik noch. 
Die Christusworte hat Rothe dem Bass zugewiesen; sie erscheinen hier in ihrer Streicher-Begleitung dramatischer als die Erzählung des Evangelisten, auch wenn diese mitunter geradezu theatralisch aus- gedeutet wird. Von den vertrauten Secco-Rezitativen jedenfalls ist diese Partie noch meilenweit entfernt. Bemerkenswert ist zudem, dass es in dieser Passion keine einzige Arie für Bass gibt. 
Wie aus dem Material ersichtlich wird, das in der fürstlichen Noten- bibliothek vorliegt, stand Rothe  für seine Aufführung lediglich ein Mini-Ensemble zur Verfügung: ein Diskantist nebst zwei Knaben vom örtlichen Gymnasium, eine einzige Altstimme, zwei Tenöre, zwei Bässe - sowie der Evangelist, ebenfalls Tenor, der ausschließlich seine eigene Partie singt. Es wird vermutet, dass diese Partie möglicher- weise der Pfarrer selbst übernommen haben könnte. Für eine Aufführung dieser Passion im Altarraum spricht übrigens auch die Tatsache, dass Rothe ausdrücklich ein Cembalo als Tasteninstrument fordert - und dass ursprünglich keine Stimme für die Orgel vorhanden war. 
Die Chöre besetzte Rothe sehr selektiv; die polyphonen Chöre werden zumeist solistisch vorgetragen, in die homophonen hingegen sollte das ganze Ensemble einstimmen. Das könnte natürlich ein Hinweis darauf sein, dass die Sänger nicht alle gleich gut ausgebildet und gleichermaßen talentiert waren. Denn die Kapellmeister seinerzeit waren sehr erfahren darin, für die vorhandenen Kräfte so zu kom- ponieren, dass das Ergebnis überzeugte, auch wenn die Fertigkeiten der einzelnen Musiker mitunter höchst unterschiedlich waren. 
Bernhard Klapprott aber, der die Passion nun im Rahmen des Projek- tes Musikerbe Thüringen bei cpo eingespielt hat, muss sich nicht mit Kammerdienern plagen, die eher nebenbei musizieren. Das von ihm 1999 gemeinsam mit Christoph Dittmar in Weimar gegründete Ensemble Cantus Thuringia & Capella besteht aus bestens geschulten Profis, die sich auf Alte Musik spezialisiert haben. 
So kann es sich Klapproth problemlos leisten, die Chöre durchweg solistisch zu besetzen, und die umfangreiche Altus-Partie auf zwei Sänger aufzuteilen. Knaben freilich wirken nun nicht mehr mit; das ist schade, denn darunter leidet die Wirkung des einzigen Duettes ein wenig. Auch das Continuo wurde aufgestockt - neben dem Cembalo sind nun gleich zwei Truhenorgeln sowie ein Violone zu hören. 
Das Ergebnis kann sich hören lassen; wer die Quellen kennenlernen möchte, aus denen letztendlich auch Bachs berühmte Passionen schöpfen, der sollte diese Doppel-CD nicht verpassen. 

Claude Le Jeune: Dix Pseaumes de David (Ramée)

Claude Le Jeune (um 1530 bis 1600) schuf seine Zehn Psalmen Davids 1564, um das Ende des ersten Hugenottenkrieges zu feiern - eine Freude freilich, die nicht lange währte, denn die Gemetzel um die einzig wahre Religion endeten erste 1598 mit dem Edikt von Nantes, das den französischen Protestanten die Bürgerrechte gewährte, zugleich aber den Katholizismus zur Staatsreligion erklärte. 
Auch dieser durch Heinrich IV. angeordnete Religionsfrieden hatte langfristig keinen Bestand. Keine hundert Jahre später, 1685, hob Ludwig XIV. mit dem Edikt von Fontainebleau die rechtliche Gleich- stellung der calvinistischen Christen wieder auf. Hunderttausende flohen - in die Niederlande, die Schweiz, und nach Preußen, wo Friedrich der Große die Hugenotten gern aufnahm und den Eifer seiner eigenen Pastoren mit der legendären Bemerkung zu dämpfen suchte, in seinem Lande könne ein jeder nach seiner Facon selig werden. 
"Chante à Dieu chanson nouvelle, / Chantez, o terre universelle, / Chantez, & son nom benissez, / Et de jour en jour annoncez / Sa delivrance solennelle", beginnt Le Jeune seine Psalmvertonung mit dem Psalm 96. Auch die anderen Psalmen Davids, die er für dieses Werk ausgewählt hat, sind zum größten Teil Ausdruck des Gottver- trauens und des Dankes. Gesungen wird nicht auf Latein, sondern in französischer Sprache; die Texte entstammen dem 1562 erschienenen Hugenotten-Psalter aus der Feder von Théodore de Bèze. 
Musikalisch waren Le Jeunes Psalmvertonungen ebenso revolutionär - mitunter meint man, hier ein Werk Monteverdis zu hören. Doch der war 1564 noch gar nicht geboren. Ob der franko-flämische Komponist seine musikalische Ausbildung, ähnlich wie sein berühmter Lands- mann Orlando di Lasso (1532 bis 1594), zumindest teilweise in Italien erhalten hat, ist unbekannt. Mit Sicherheit aber waren ihm die Neue- rungen, die jenseits der Alpen damals für Furore sorgten, bestens vertraut, und er integrierte diese musikalischen Innovationen in seine eigenen Werke. Der französische Adel wusste das durchaus zu schätzen. Zu den Gönnern Le Jeunes gehörten der Herzog von Anjou - der Bruder Heinrichs III. -, Prinz Wilhelm von Oranien und Heinrich von Navarra, der spätere König Heinrich IV., der Le Jeune 1595 zum Maitre compositeur ordinaire de la Musique de la Chambre ernann- te. 
Das Ensemble Ludus Modalis um Bruno Boterf, unterstützt von Yannick Varlet am Cembalo bzw. der Continuo-Orgel, hat die Dix Pseaumes de David für das Label Ramée eingespielt. Dass hier prächtig gesungen wird, steht außer Frage: Einmal mehr ist es dem Engagement von Rainer Arndt zu danken, dass ein wichtiges Werk europäischer Musikgeschichte nun in einer mustergültigen Aufnahme verfügbar ist. 

Dienstag, 29. März 2011

Bach: St Matthew Passion; Müller-Brühl (Naxos)

Bachs Matthäuspassion in einer durchaus überzeugenden Auf- nahme aus dem Jahre 2005. Insbesondere Nico van der Meel als Evangelist erzählt die Passions- geschichte derart spannend, dass man manchmal an ein Hörbuch denken muss. Auch Locky Chung gestaltet die Partien des Petrus/Ju- das/Pilatus so durchdacht und lebendig, wie man das selten zu hören bekommt. Raimund Nolte als Jesus gelingt das nicht ganz so. 
Die Arien singen Claudia Couwen- bergh, Sopran, Marianne Beate Kielland, Mezzosopran (mit dem entsprechend hellen Timbre, was mir hier nicht ganz so gut gefällt), Markus Schäfer, Tenor und Hanno Müller-Brachmann, Bass - durch- weg schöne, gut geführte Stimmen. Das gilt auch für die beiden be- teiligten Chöre, den Dresdner Kammerchor und den Kölner Domchor; ein gut ausgebildeter Knabenchor übrigens, wie die Knabensoli beweisen. Es musiziert das Kölner Kammerorchester, damals noch geleitet von Helmut Müller-Brühl. Die Interpretation ist rundum klangschön, und ansonsten unspektakulär. Wer eine solide Aufnahme sucht, die man gut anhören kann, ohne sich über Ecken und Kanten zu ärgern, der sollte sich diese hier kaufen. 

Montag, 28. März 2011

Graun: Der Tod Jesu (Hungaroton)

Carl Heinrich Graun (1704 bis 1759) begann seine Ausbildung als Kruzianer in Dresden. Seine erste Anstellung erhielt er als Hofsänger in Braunschweig; 1735 trat er ge- meinsam mit seinem Bruder Jo- hann Gottlieb Graun in die Kapelle des preußischen Kronprinzen ein. Friedrich der Große ernannte Graun zum Kapellmeister - und schickte ihn nach Italien, um Sänger für die Königliche Hofoper zu rekrutieren. 
Ironischerweise waren es Deut- sche, die die italienische Oper zur Blüte führten - Georg Friedrich Händel, Carl Heinrich Graun und Johann Adolf Hasse. Und obwohl Graun in erster Linie Opern komponiert hat, fiel dieser Teil seines Werkes mit dem Verschwinden der opera seria aus dem Repertoire dem Vergessen anheim. Die Kirchenmusik hingegen blieb im Gedächt- nis des Publikums - vor allem Grauns Passionskantate Der Tod Jesu, uraufgeführt in der Karwoche 1755 im Berliner Dom. 
Sie wurde bis 1858 alljährlich unter anderem durch die Berliner Singakademie am Karfreitag aufgeführt. Dann sollte das beliebte Werk durch Bachs Matthäuspassion ersetzt werden - doch auf Wunsch des Kaisers wurde das Programm bald wieder geändert, und Grauns Kan- tate erklang erneut, bis 1884.   Anders als Bach, setzt Graun weniger auf die Dramatik, sondern auf die Reflexion des Heilsgeschehens unter Mitwirkung des Publikums - denn die Choräle sang, mit einer Ausnahme, das Kirchenvolk mit. Der Text von Carl Wilhelm Ramler ist nicht gerade große Dichtkunst; aber die Interpreten dieser Auf- nahme schaffen trotzdem eine akzeptable Auslegung. Es singen Mária Zádori und Márta Fers, Sopran, Martin Klietmann, Tenor und Klaus Mertens, Bass sowie der Kammerchor Cantamus aus Halle/Saale. Es musiziert die Capella Savaria, ein renommiertes ungarisches Ensem- ble, das sich vor allem der Musik des 18. Jahrhunderts verschrieben hat, unter Leitung seines damaligen Leiterns Pál Németh. Wenn man bedenkt, dass diese Aufnahme aus dem Jahre 1991 stammt, dann ist sie sehr verdienstvoll und musikalisch hochachtbar. 

Biber: Mystery Sonatas (Sono Luminus)

"I first discovered Biber's Mystery Sonatas when I was a graduate student at Indiana University, and hearing them inspired me to be- come a baroque violinist", erklärt Julia Wedmann. Die kanadische Geigerin hat bereits etliche CD vor- gelegt; jetzt gab ihr das Label Sono Luminus die Möglichkeit, Bibers bedeutendes Werk einzuspielen. 
Die Rosenkranz-Sonaten, wie sie auch genannt werden, vollziehen in insgesamt 15 Sonaten die fünf freudenreichen, fünf schmerzhaf- ten und fünf glorreichen Geheimnisse der Gottesmutter Maria nach. Die abschließende Passacaglia hingegen schildert die Begleitung des gläubigen Menschen durch seinen Schutzengel. 
Eines muss man Wedmann lassen: Ihre Version der Mysteriensonaten ist sehr gut fundiert, ja, geradezu basslastig. Das Continuo ist mit Felix Deak, Violoncello und Viola da gamba, Lucas Harris, Theorbe und Erzlaute, Charlotte Nediger, Orgel und Cembalo, sowie Julia Seager Scott, Harfe, überaus opulent ausgestattet. In der Art und Weise, wie diese Instrumente jeweils eingesetzt werden, vermag ich aber kein System zu erkennen. 
Auch sonst wird nicht ersichtlich, dass der Inhalt des Geheimnisses sich in irgendeiner Art und Weise auf die Interpretation auswirkt. Sorry, aber für diese Pseudo-Barockmusik, die kein bisschen rheto- risch, dafür aber sehr breiig-gefühlig gespielt wird, kann ich mich nicht begeistern. Wer hören will, wie dieser Zyklus klingen kann, wenn er mit Verstand vorgetragen wird, dem sei beispielsweise die Aufnahme mit Reinhard Goebel und Musica Antiqua Köln empfohlen. 

Schütz: Italienische Madrigale (Carus)

Auf der Durchreise, in einem Gast- haus, hörte Moritz von Hessen einen Knaben ganz exzellent singen. Der Landgraf gab keine Ruhe, bis die Eltern das Kind zu ihm nach Kassel schickten, wo es nicht nur als Chorknabe willkom- men war, sondern am Collegium Mauritianum auch eine umfassen- de Schulbildung erhielt. 
1609 - Heinrich Schütz war gerade 24 Jahre alt - schickte ihn Landgraf Moritz zum Studium nach Venedig, zu Giovanni Gabrieli, in der Musik- welt damals unbestritten eine Autorität und der wohl berühmteste aller Meister. Zwei Jahre später zeigte Schütz mit seinem ersten Werk, das er Il Primo Libro di Madrigali nannte, was er gelernt hatte. 
Das war eine ganze Menge - denn gerade die Gattung des Madrigals galt als Experimentierfeld, in dem einerseits der junge Komponist nachweisen musste, dass er die Regeln grundsätzlich beherrschte. Andererseits galt es auch und vor allem, den Text angemessen in Musik zu übertragen. Diese Aufgabe sollte Schütz ein Leben lang be- schäftigen - in den Italienischen Madrigalen zeigte der junge Kompo- nist erstmals, wie er sich die Verknüpfung zwischen Wort und Klang vorstellte.
Und als besonderen Gruß an seinen Mäzen fügte er den 18 Madrigalen nach den damals üblichen Vorlagen noch ein 19. Werk an, das als einziges in dieser Sammlung auf das Prinzip der Doppelchörigkeit setzt, und daher besonders prächtig klingt, und dessen Text Henricus Sagittarius Allemano selbst geschrieben hat. Gran Maurizio, derart gepriesen, zeigte sich beeindruckt - und verlängerte Schütz' Stipen- dium. Erst nach Gabrielis Tod 1612 reiste Schütz zurück in die Heimat. 
Der renommierte Dresdner Kammerchor hat, unter seinem Gründer und langjährigen künstlerischen Leiter Hans-Christoph Rademann, die Italienischen Madrigale für Carus eingesungen. Dieses Ensemble in seiner technischen Perfektion zu loben, hieße Eulen nach Athen tragen. Zu bemängeln ist allerdings, dass die Aufnahme insgesamt sehr deutsch und damit auch ziemlich langweilig geraten ist. Etwas mehr Italianità, etwas mehr Temperament und ein bisschen Theatra- lik würden das Vergnügen des Hörers sicherlich steigern. 

Sonntag, 27. März 2011

Gallus, Hassler, Schein - Kontraste in der deutschen Kirchenmusik um 1600 (Rondeau)

Jacobus Gallus (vermutlich 1550 bis 1591) hieß eigentlich Jacob Handl. 1580 trat er in die Dienste des Bischofs von Olmütz; ab 1586 wirkte er als Kantor der Kirche St. Johann am Ufer in Prag. Über- liefert sind von ihm sowohl geist- liche wie auch weltliche Werke. Handl komponierte unter anderem Messen, Motetten und Madrigale. In seinen Werken verknüpft Gallus niederländische und venezianische Einflüsse mit den Musiktraditio- nen, die er in Böhmen kennengelernt hatte. Obwohl er im Alter von
41 Jahren starb, hinterließ Gallus ein umfangreiches Werk. Allein Opus musicum, eine Sammlung von Motetten, enthält 374 Kompo- sitionen.

Hans Leo Hassler (1564 bis 1612) war einer der ersten deutschen Musiker, der einen Teil seiner Ausbildung in Italien absolvierte:
1584 ging er nach Venedig, und studierte dort bei Giovanni Gabrieli. 1586 nahm er eine Organistenstelle beim Grafen Octavian II. von Fugger in Augsburg an; 1608 ging er als Kammerorganist an den Dresdner Hof. Hassler war nicht nur ein gefragter Musiker und Kom- ponist, sondern auch ein gewiefter Kaufmann und ein erfolgreicher Mechaniker, der den Adel mit seinen Musikautomaten entzückte. Seine Lieder sind noch heute jedem Sangesfreund präsent; und auch mit seinen Orgel- und Cembalowerken, an der Schwelle zwischen Renaissance und Barock, schrieb er Musikgeschichte. 

Johann Hermann Schein (1586 bis 1630) wird oft in einem Atemzug mit Samuel Scheidt und Heinrich Schütz genannt, die in Halle/Saale bzw. in Dresden wirkten. Er war der Sohn eines Pastors aus Grünhain im Erzgebirge.  Nach dem Tod seines Vaters wurde er als Chorknabe an der Dresdner Hofkapelle und anschließend an der Fürstenschule in Pforta ausgebildet. Schein studierte Jura in Leipzig, er wurde dann aber Hofkapellmeister in Weimar, und 1616 als Nachfolger von Sethus Calvisius Thomaskantor in Leipzig. Schein gehört zu den "Vätern" der Kantate, und seine Madrigale und Choralkonzerte waren denen seines Freundes Schütz durchaus ebenbürtig. 
Geistliche Vokalmusik dieser drei Komponisten haben die Sänger des Leipziger Männerquintettes Thios Omilos für ihre Debüt-CD ausge- wählt. Das Ensemble ist 2002 aus dem Thomanerchor hervorge- gangen. Philipp Goldmann und Emanuel Jessel, Bass sowie Patrick Grahl, Tenor, studieren derzeit Gesang; Cornelius Frommelt, Tenor, studiert in Leipzig Medizin, und Tobias Ay, Bariton, Psychologie. Im Continuo sind zudem Alexandra Skiebe an der Orgel und Benjamin Dreßler, Gambe, zu hören. Dass langjährige Chorpraxis die fünf Sänger geprägt hat, das ist nicht zu überhören. Ob das Ensemble die Studen- tenzeit überdauern wird, das wird sich zeigen. 

Brahms: Ein deutsches Requiem; Albrecht (Oehms Classics)

Diese CD ist der Live-Mitschnitt des Benefizkonzertes in der Phil- harmonie im Gasteig, München, aus Anlass des Todestages von Dominik Brunner. Doch wer nun lediglich eine weitere Aufnahme des Brahms-Requiems befürchtet, die sich in die leider ziemlich lange Reihe belangloser Interpretatio- nen einreiht, der wird schon bald die Ohren spitzen. 
Denn die Sänger sind ein Ereignis, allen voran Ruth Ziesak, die ihren Part als eine Folge großer Melo- diebögen gestaltet, die silbrig und schwerelos emporsteigen, ganz so, als wäre Singen nicht mit Mühe und Arbeit verbunden. Das ist so klug angelegt und technisch so perfekt - so überirdisch schön hat man den Trost noch nie empfangen, den das Brahms-Requiem spendet. Bariton Konrad Jarnot erweist sich ebenfalls als gute Besetzung. Im Zentrum dieser Interpretation aber stehen ganz klar die Sängerinnen und Sänger des Münchner Bach-Chores, der 1954 von dem legendären Karl Richter gegründet wurde, und seit 2005 von Hansjörg Albrecht geleitet wird. Dieser Chor singt mit einer Geschmeidigkeit und Transparenz, wie sie beim Brahms-Requiem noch nicht zu hören war. 
Am Anfang steht für meinen Geschmack etwas zu viel Lautstärke. Aber dort, wo die Musiker des Münchner Rundfunkorchesters nebst Friedemann Winklhofer an der Orgel nicht gar zu entfesselt loslegen, gelingt Albrecht eine Aufführung von geradezu kammermusikalischer Durchhörbarkeit und Flexibilität. Das ist wirklich beeindruckend, und spätestens ab "Wie lieblich sind deine Wohnungen" fasziniert diese Aufnahme durch ihre Intensität. Grandios! 

Grieg: The Violin Sonatas (Claves)

Drei Violinsonaten schuf Edvard Grieg - zwei davon, die Sonaten in F-Dur op. 8 und in G-Dur op. 13, sind Jugendwerke; beinahe 20 Jahre später entstand hingegen die Sonate Nr. 3 in c-Moll, op. 45. Sie sind so norwegisch, wie es nur geht - die rhythmisch starken, leiden- schaftlichen Passagen kombinierte Grieg immer wieder mit fröhlichen oder lyrischen Abschnitten, die den Volkston aufgreifen oder imi- tieren. 
Violinistin Alexandra Soumm, Jahrgang 1989, und Pianist David Kadouch, Jahrgang 1985, können diesen vertrackten, ziemlich anspruchsvollen Werken sehr viel Schönheit abgewinnen. Hier stellen sich zwei junge Musiker vor, von denen man in Zukunft noch einiges erwarten darf. 

Samstag, 26. März 2011

De Profundis (Passacaille)

Marcel Ponseele gehört zu den führenden Barock-Oboisten. Mit seinem Bruder Francis baut er zudem Oboen nach Vorbildern aus dem 18. Jahrhundert. Nach gut 30 Jahren Tätigkeit als Berufsmusiker wagt er sich nun zum ersten Male selbst an eine Bach-Interpretation; dieses Projekt umfasst fünf CD mit unterschiedlichen inhaltlichen Akzenten. 
Auf dieser CD stellt er gemeinsam mit den Musikern, mit denen er bereits seit 1988 im Ensemble Il Gardellino musiziert, Kantaten von Bach und Graupner vor. "In ,De profundis' geht es um die Bitte um Befreiung", erläutert Ponseele sein Konzept. Und natürlich spielt die Oboe eine gewichtige Rolle: "Die Oboe ist vor allem ein Instrument, das singen muss; der leicht melancholische Klang rührt die Seele an, begeistert und reißt mit." 
Musiziert wird in schlanker Besetzung. Zu den zehn hervorragenden Instrumentalisten kommen vier Solisten sowie ein "Chor", der aus sieben Ripienisten besteht. Die Aufnahme ist durchweg exzellent; diese CD ist wirklich ein Erlebnis - und die Kantate von Christoph Graupner erweist sich als echte Bereicherung des Repertoires; es wäre wünschenswert, dass seine Werke nun endlich systematisch erschlossen und ediert werden. 

Meister: Il giardino del piacere (Berlin Classics)

Wenn man diese CD anhört, auf- genommen 2004, dann wird noch einmal deutlich, welcher Verlust die Auflösung des Ensembles Musica Antiqua Köln war. Hier spielt noch einmal die Kernfor- mation: Reinhard Goebel und Stephan Schardt, Violinen, Klaus-Dieter Brandt, Violoncello, und Léon Berben am Cembalo - virtuos, elegant und mit jenem Engage- ment, das dieses Ensemble so einzigartig machte. 
Im November 2006 hatte Reinhard Goebel, Gründer und langjähriger Leiter des Ensembles, zum letzten Konzert geladen. Ihn selbst zwangen Probleme mit der Muskulatur seiner linken Hand dazu, die Geige aus der Hand zu legen. Ein schwerer Verkehrsunfall beendete 2005 bereits die Karriere von Stephan Schardt. Goebel wirkt nun als Dirigent und Orchester-Erzieher.
Liest man seine Interviews aus den letzten Jahren, so hat sich da offenbar leider sehr viel Ärger und Verdruss angesammelt. Goebel schimpft über das Publikum, das Qualität nicht schätzt, über die Plattenfirmen, denen Qualität vollkommen egal ist, über die Stadt Köln nebst der dort ansässigen Musikhochschule, die das Wirken der Musica Antiqua Köln über mehr als 30 Jahre offensichtlich völlig ignoriert haben, und über seine Musikerkollegen, die "all' das auf- nehmen, was die Bibliothekare mit dem Handwagen aus den Magazinen ankarren", so schreibt Goebel im Beiheft - und dabei keine Vorstellung davon haben, was sie da eigentlich wie und warum spielen. 
Es gebe nichts zu entdecken, mault der Musiker - "alles, was an Musi- kalien seit der Erfindung der Notation, der schriftlichen Fixierung des Musikwerks, erhalten ist, ist bereits irgendwo katalogisiert und von der Musik-Wissenschaft wenn nicht bearbeitet, dann doch zur Kenntnis gebracht und irgendwo und irgendwie zu selbiger genommen worden." Zwar sei es dem Interpreten überlassen, diese Musikalien wieder zum Klingen zu bringen, räumt der Maestro ein. Doch müsse dieser strikt zwischen Kunstwerken und "Dutzend-Ware" unterscheiden. 
Sobald Goebel jedoch anhebt, konkret über Musik zu reden, verfliegt diese Übellaunigkeit wie ein Nebelschleier, der sich plötzlich der Sonnenwärme ausgesetzt findet. Und wenn er über die zwölf Violin-Triosonaten Il giardino del piacere schreibt, die einzigen überliefer- ten Instrumentalwerke von Johann Friedrich Meister, dann ist seine Begeisterung deutlich zu spüren: "Als wir vor fast zehn Jahren erstmals in diese Sonaten ,eintauchten', waren wir erschüttert von der Ernsthaftigkeit und der Tiefe dieser Kompositionen; wir waren stolz und glücklich ,mal wieder' eine künstlerische und sachliche Herausforderung gefunden zu haben, die so ganz entschieden der Karnevalisierung der ,Alten Musik' und ihrer easy-listening-Kon- sumierbarkeit paroli zu bieten schien. Nur kurze Zeit nach den Konzerten und der hier vorgestellten Aufnahme mit dem Meister-Zyklus war das Ensemble gezwungen, seine Arbeit zu beenden."   Diese Triosonaten sind nun doch eine Entdeckung, denn sie sind eigen-artig, unvergleichbar, und sie zeugen einerseits davon, wie ein Musiker zur Zeit Bachs in laufende Diskurse eingebunden war - und andererseits von dem überaus hohen musikalischen Niveau, das in Norddeutschland seinerzeit üblich gewesen sein muss. 
Über Kindheit und Jugend Johann Friedrich Meisters ist nichts bekannt; die erste gesicherte Information über den Musiker  ist die Tatsache, dass er 1677 eine Stelle als Musikdirektor der Hofkapelle des Herzogs Ferdinand Albrecht I. von Braunschweig-Lüneburg im Schloss Bevern annahm. Dieses Engagement endete in einer Katastrophe: Infolge von Auseinandersetzungen zwischen dem Herzog und seinen Musikern, vor allem über die schlechte Bezahlung, wurde Meister Anfang Oktober 1678 inhaftiert. Mit Hilfe von Freun- den gelang es ihm, zu entkommen. Seine nächste Anstellung fand der Musiker bei Bischof August Friedrich von Lübeck in Eutin; 1683 wurde er schließlich Organist an der Marienkirche zu Flensburg. 1697 starb Meister in Flensburg. 

Freitag, 25. März 2011

Biber: Vesperae longiores ac breviores (Carus)

Die Yale University scheint auch bei der Ausbildung von Musikern zu den ersten Adressen zu gehö- ren. Auf dieser CD musizieren die Yale Collegium Players, geleitet von dem Geiger Robert Mealy, sowie die 24köpfige Yale Schola Cantorum unter Leitung von Simon Carrington, vormals King's Singers. 
Beide Ensembles sind vorzüglich; sie könnten ohne Schwierigkeit mit jedem anderen Alte-Musik-Projekt weltweit konkurrieren. Auf dieser CD setzen sich die Musiker mit liturgischer Musik von Heinrich Ignaz Franz Biber auseinander, die dieser für die Vesper geschrieben hat - allerdings fehlen einige Stücke, und so hat Carrington Bibers Kompositionen mit Werken seiner Zeitgenossen Rupert Ignaz Mayr, Kaiser Leopold I. und Giovanni Legrenzi ergänzt. 

Arvo Pärt - Portrait (Analekta)

Die Violinistin Angèle Dubeau hat mit ihrem Ensemble La Pietà Werke von Arvo Pärt eingespielt. Die kanadischen Musiker spielen wie immer ohne Fehl und Tadel. Aber seltsamerweise berühren die Werke Pärts so, wie sie hier er- klingen, nicht. 
Die Musik, die wir in den Auf- nahmen mit dem Estonian Chamber Orchestra durchaus als existentiell erlebt haben, plät- schert dahin wie beliebige New-Age-Klänge. Das ist nicht spannend, auch nicht spannungsvoll; das erscheint alles so seltsam weichgespült und irgendwie unpräzise. Schade. 

Jeux à Deux - Recital for Flute and Harp (Genuin)

Liebe Veranstalter, kauft uns ein! ruft diese CD laut und vernehm- lich. Das Ehepaar Regine und Michael Martin Kofler hat bei Genuin Classics Werke eingespielt, die zu ihrem Standard-Konzert- programm gehören, und beim Publikum ganz sicher gut ankom- men: Die Sonate in C-Dur, BWV 1033, von Johann Sebastian Bach, das berühmte Mozart-Andante
KV 315, Variationen von Frédéric Chopin über ein Thema von Rossi- ni, die Deux Préludes Romantiques op. 17 von Marcel Tournier sowie Werke von Jacques Ibert, Marc Berthomieu, Camille Saint-Saens und Gabriel Fauré - und natürlich auch ein Andante con Variazioni von Gioachino Rossini höchst- selbst. 

Keines dieser Stücke ist so modern, dass man es nicht auch im Altersheim problemlos spielen könnte. "Es ist Musik für die Seele. Musik, die berührt, die tanzt und auch in vielerlei Hinsicht virtuos ist", erklärt Michael Martin Kofler. Flöte und Harfe harmonieren ohnehin ausgezeichnet miteinander, und musiziert wird hier auf höchstem Niveau. Sowohl der Flötist als auch die Harfenistin haben Gelegenheit zu schönen Tönen wie zu rasanten Passagen, und beide spielen exzellent. 

Haydn: Missa brevis, Harmoniemesse (Naxos)

"Ich glaubte damals, dass es gut wäre, wenn nur das Papier recht voll würde", schildert Haydn seine ersten Kompositionsversuche. "Reutter lachte über meine unrei- fen Versuche, über Takte, die keine Kehle und kein Instrument hätten ausführen können, und er schalt mich dafür, dass ich in sechzehn Stimmen komponierte, bevor ich noch eine zweistimmige Verto- nung zustanden brachte."  Mit einem Schmunzeln erinnerte sich der Komponist später an seine ersten Versuche, zu Papier gebracht während seiner Zeit als Chor- knabe am Wiener Stephansdom unter Georg Reutter. 1749 schuf er seine erste Messe, die Missa brevis in F-Dur (Hob.XXII:1). 
Als Haydn in den Stimmbruch kam, musste er Chor und Schule ver- lassen; durch Zufall - er wohnte in demselben Haus wie Metastasio - lernte er Nicola Porpora kennen, der nicht nur ein erfolgreicher Komponist, sondern auch ein begnadeter Musikpädagoge gewesen sein muss. Dieser machte den Jungen, der wohl zeitweise sein Kammerdiener war, mit dem italienischen Stil vertraut. 
1761 erhielt Haydn dann eine Anstellung als Gehilfe des alternden Kapellmeisters Gregor Joseph Werner am Hofe des Fürsten von Esterházy. Im Dienste dieser Familie verbrachte er den größten Teil seines Lebens. Zu seinen dienstlichen Verpflichtungen gehörte es, alljährlich zum Namenstag der Fürstin, mit der er sich wohl gut verstand, eine Messe zu schreiben. So entstanden Heiligmesse, Paukenmesse, Nelsonmesse, Theresienmesse, Schöpfungsmesse und die sogenannte Harmoniemesse (Hob.XXII:14) aus dem Jahre 1802, Haydns letzte große Komposition. Auch sie ist auf dieser CD zu hören. Von Zeitgenossen wurde Haydn für diese Werke gescholten - sie seien zu fröhlich, hieß es, zu weltlich, und würden die rechte Andacht nicht aufkommen lassen. Ob gute Laune die Frömmigkeit beeinträchtigt, das mag nun jeder Hörer für sich entscheiden. 
Die Harmoniemesse jedenfalls erhielt ihren Namen, weil dem Kompo- nisten seinerzeit am glanzvoll gefeierten Namenstag ein Bläserensem- ble, auch als Harmonie bezeichnet, zur Verfügung stand. Das war ungewöhnlich, aber es macht dieses Werk ausgesprochen prachtvoll. Die Musik setzt auf Kontraste; Haydn nutzt die verfügbare Klangpalet- te gekonnt aus. Es ist erstaunlich, aber diese Messe strotzt förmlich vor Energie - ganz anders als ihr Schöpfer, dessen Kräfte versiegten. 
Es musizieren das Rebel Baroque Orchestra und der Trinity Choir, der einmal mehr seinem Ruf als eines der besten Ensembles des Landes gerecht wird. So schwungvoll, klangschön, und in allen Stimmen gleichermaßen leistungsstark singen selbst in den USA nur wenige Chöre. Haydn hätte an dieser Aufnahme ganz sicher seine Freude gehabt. 

Mittwoch, 23. März 2011

Fasch: Concertos & Ouverture (Dynamic)

Johann Friedrich Fasch (1688 bis 1758) gehört zu den bedeutenden Barockkomponisten, deren Werk dennoch heute fast vergessen ist. Er war der Sohn eines Schulrektors aus Buttelstedt bei Weimar; als er zwölf Jahre alt war, starb sein Va- ter, und so wurde er in den Haus- halt seines Onkels gegeben, der Pfarrer war. 
Ein Verwandter vermittelte ihm eine Stelle als Kapellknabe am Weißenfelser Hof; 1701 wurde Fasch dann Schüler der Leipziger Thomasschule und Mitglied des Chores, der damals von Johann Kuhnau geleitet wurde. 
1708 begann Fasch in der Pleißestadt mit dem Studium, und gründete zudem das zweyte ordinaire Collegium musicum. In diesem Studen- tenorchester musizierte er unter anderem gemeinsam mit Johann David Heinichen, Gottfried Heinrich Stölzel und Johann Georg Pisendel, ws eine Freundschaft begründete, die lebenslang halten sollte. Seine Kavalierstour führte ihn nicht, wie erhofft, nach Italien, sondern nach Darmstadt, wo er kostenlosen Kompositionsunterricht bei seinem ehemaligen Thomasschulpräfekten, dem Hofkapellmeister Christoph Graupner und dessen Vizekapellmeister Gottfried Grüne- wald erhielt. 
Nach mehreren Jahren in Gera und Greiz als Schreiber trat Fasch im Spätsommer 1721 in Prag in den Dienst des Grafen Wenzel Morzin. Im folgenden Jahr erhielt er eine Stelle als Hofkapellmeister in Zerbst, und schlug daher wenig später das Angebot aus, Thomaskantor zu werden. Sein Sohn Carl Friedrich Christian Fasch wurde ebenfalls Musiker; er war nach Carl Philipp Emanuel Bach zweiter Cembalist Friedrichs des Großen, und er war zudem der Gründer der Berliner Singakademie. 
Fasch senior hat wahre Massen an Werken hinterlassen - so sind allein zwölf Jahrgänge Kirchenkantaten, 14 Messen, zudem zahlreiche Motetten und Oratorien, 42 Ouvertüren und Sinfonien sowie viele Konzerte für die verschiedensten Instrumente überliefert. Der größte Teil dieses Werkes, das Fasch teilweise auch für den Dresdner Hof geschaffen hat, ist niemals in Druck erschienen. Das Accademia Bach Baroque Orchestra spielte 1994 einige seiner Werke ein; diese CD erschien nun erneut in der Reihe Delizie Musicali bei Dynamic. Und eines muss man sagen: Die Musik ist wirklich interessant; wenn die beiden fürchterlich schlecht gespielten Oboen nicht wären, dann wäre es eine schöne CD. 

Paganini: Ghiribizzi (Naxos)

Es ist vielleicht nicht ganz so be- kannt, aber Niccolò Paganini, der "Teufelsgeiger", war auch ein be- gnadeter Gitarrist. Und er schrieb eine Menge Stücke für dieses Instrument, darunter 37 Sonaten, Quartette und Trios für Streicher und Gitarre, diverse Werke für Violine und Gitarre und zahlreiche kleine Stücke. 
43 davon spielte der belgische Gitarrist Denis Sungho Janssen für Naxos ein - Ghiribizzi, Schrullen, nannte sie einst Paganini. Der Komponist merkte zudem an, er habe sie für ein kleines Mädchen aus Neapel geschrieben. Einige dieser Miniaturen erinnern in der Tat an Übungsstücke, mit denen Gitarrenschüler an Technik und Ausdruck feilen können. Andere sind ziemlich anspruchsvoll. Hübsche Stücke sind es durchweg, die man gern anhört - zumal der junge Solist sehr ordentlich spielt, und dabei zeigt, dass jedes dieser kleinen Werke seinen eigenständigen Charakter hat. Bravo! 

Brahms: Ein deutsches Requiem; Klemperer (Ica Classics)

Majestätisch. Mir fällt kein anderes Wort ein, das diese Aufnahme ähnlich angemessen beschreiben könnte. Wenn das Ohr den ersten Schock überwunden und man sich an die Misstöne gewöhnt hat, die aus dem Stand der Aufnahmetech- nik Mitte der 50er Jahre herrühren, dann beginnt das Staunen. 
Denn Otto Klemperer lässt Brahms' Werk wuchtig daherkommen, irdisch, ja erdverbunden - und konterkariert so den Hinweis auf die Wohnungen des Herrn Zebaoth, bei denen ja doch eher eine himmlisch-ideelle Bauart zu vermuten sein dürfte. Hier wird niemand vertröstet; diese Musik kommt über den Hörer mit enormer Energie, und plötzlich ist das Leid fort. Und man hört Brahms berühmtes Stück, als wäre es zum ersten Male; man hört plötzlich Instrumente mit Melodien, die einem nie zuvor aufgefallen sind. Und man freut sich an den exzellenten Sängern - Elisabeth Grümmer und der jugendliche Hermann Prey, die die Werkauffassung Klemperers kongenial aufnehmen und mittragen. Der Chorklang hingegen, so engagiert der Kölner Rundfunkchor sich auch in dieses Projekt hineinbegibt, ist nicht mehr das, was man sich heutzutage anhören möchte. 
Einen Kontrast bietet Mozarts Serenata notturna in D-Dur, KV 239, die Semesterabschlussmusik für die Salzburger Studentenschaft aus dem Jahre 1776, in der, bei aller Grazie der Streicher, doch recht deutlich auch die Streiche der Paukanten zu vernehmen sind. Und weil noch ein bisschen Spielzeit übrig war, ergänzt das Label dieses Programm noch um gut zweieinhalb Minuten Brahms-Probenmit- schnitt. Auch das muss man einmal gehört haben. 

Reichenauer: Concertos (Supraphon)

Und da wir gerade bei Musik aus Prag waren: Auch Antonín Reiche- nauer gehörte zu der berühmten Kapelle des Grafen Wenzel Morzin. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt; das erste Doku- ment über ihn datiert vom Januar 1722 - ein Eintrag über die Taufe eines Sohnes im Kirchenbuch der Malteserkirche Maria unter der Kette in Prag. Aus Kirchenbüchern erfahren wir dann nicht nur, wann weitere Kinder zur Welt kamen oder gestorben sind; die Liste der Paten und Taufzeugen gibt Auskunft darüber, in welchen Kreisen sich Reichenauer bewegte. 
1721 wurde Johann Friedrich Fasch beim Grafen Morzin als Haus- komponist engagiert; allerdings blieb der Musiker nicht lange. Sein Nachfolger wurde Reichenauer, und das Rechnungsbuch des Grafen dokumentiert für die Jahre 1724 bis 1729 regelmäßige Gehaltszah- lungen nebst einer gesonderten Vergütung für die gelieferten Wer- ke. 1730 nahm Reichenauer eine Stelle als Pfarrorganist in Neuhaus an; dort starb er einen knappen Monat nach Dienstantritt im Alter von 34 Jahren. 
Ein Großteil seiner Instrumentalwerke befindet sich heute im Archiv der einstigen Hofkapelle in Dresden; wie die Abschriften und Manu- skripte an den sächsischen Hof gelangt sind, ist unbekannt. Fakt ist aber, dass Fagottist Anton Möser nach Auflösung der Morzinschen Hofkapelle nach Dresden wechselte. Das Fagott spielt auch eine überaus prominente Rolle in vier der sechs Werke Reichenauers, die auf dieser CD in Weltersteinspielung erschienen sind. Die Werke sind handwerklich anspruchsvoll, sie kombinieren böhmische und italienische Musiktraditionen, und verraten, dass ihr Schöpfer ganz sicher kein Kind von Traurigkeit war. 
Es musizieren Sergio Azzolini, Fagott, Xenia Löffler, Barockoboe, und Lenka Torgersen, Barockvioline, gemeinsam mit dem Collegium 1704 unter der Leitung des Cembalisten Václav Luks - ein weiteres bedeu- tendes Ensemble aus Prag, das sich der Alten Musik verschrieben hat, und zu Recht inzwischen international einen hervorragenden Ruf genießt. 

Sonntag, 20. März 2011

Jiránek: Concertos & Sinfonias (Supraphon)

Frantisek Jiránek (1698 bis 1778) gehörte zu den Bediensteten des Grafen Wenzel Morzin. Dem war die musikalische Begabung dieses Pagen offensichtlich aufgefallen; 1724 schickte er ihn zur Ausbil- dung nach Venedig - möglicher- weise sogar direkt zu Antonio Vivaldi. Der böhmische Adlige und der maestro di musica in Italia waren einander nicht unbekannt; so widmete Vivaldi dem Grafen seine 12 Violinkonzerte Il cimento dell'armonia e dell'inventione, erschienen 1725 - zu diesen Konzerten gehören unter anderem die bekannten Vier Jahreszeiten. Graf Morzin gab bei dem Venezianer zudem Fagottkonzerte in Auftrag.
Im September 1726 war Jiránek zurück in Prag. Er musizierte in der Morzinschen Kapelle, die als eine der besten in Böhmen galt; zu seinen Kollegen gehörten zeitweise Antonín Reichenauer und Johann Friedrich Fasch. Als der Graf 1737 starb, wurde die Kapelle aufgelöst. Jiránek ging dann als Violinist nach Dresden, an den Hof Heinrichs von Brühl; er gehörte dort zu den am besten bezahlten Musikern. Nach dem Tode seines Dienstherrn 1763 wurde Jiránek pensioniert. Er starb 1778, im Alter von 80 Jahren, in Dresden.
Auf dieser CD sind einige seiner Werke in Weltersteinspielung zu hören; sie fanden sich, zumeist in Form von Abschriften, in diversen Archiven von Prag bis Stockholm. Die beiden Sinfonien stehen bereits an der Schwelle zur Frühklassik, während die vier Konzerte dem Vor- bild Vivaldis folgen, allerdings etwas modernisiert, nach den Regeln des galanten Stils. Ebenfalls nicht zu überhören ist ein gewisser Ein- fluss der böhmischen Musiktradition.
Besonders spannend erscheinen die beiden Fagottkonzerte. In der Kapelle des Grafen Morzin spielte der Fagottist Anton Möser, der ein ganz hervorragender Solist gewesen sein muss. Möglicherweise hat Jiránek sie für diesen Musiker geschaffen; in jedem Falle aber sind sie hochvirtuos, und sie reizen die Möglichkeiten des Barockfagotts in einer Art und Weise aus, die verrät, dass der Komponist genau wusste, wie er für dieses Instrument schreiben musste. Sergio Azzo- lini, Barockfagott, wird hier ganz schön gefordert. 
Marina Katarzhnova, Barockvioline, und Jana Semerádová, Travers- flöte, spielen die beiden anderen Konzerte. Sie sind ebenfalls klang- schön und musikalisch anspruchsvoll. Es musiziert das Collegium Marianum auf zeitgenössischen Instrumenten - und es beweist, dass nicht nur die Musik der großen Meister hörenswert ist. Auch die der weniger bekannten Komponisten sollte man mit Sorgfalt prüfen; oftmals sind es ja nur Zufälle, die darüber entscheiden, ob ein Werk in Vergessenheit gerät oder nicht. Dem Musikhistoriker Václav Kapsa haben wir nun für die Wiederentdeckung Frantisek Jiráneks zu danken. 

Stabat Mater - A Tribute to Pergolesi; Netrebko, Pizzolato (Deutsche Grammophon)

Seit Jahren singt Anna Netrebko regelmäßig in Baden-Baden. Im vergangenen Jahr entschied sich die Sopranistin, erstmals keine Oper und auch kein Arien-Recital zu singen - sondern Barock- musik, von Giovanni Battista Pergolesi (1710 bis 1736). 
Dabei kombinierte sie das berühm- te Stabat Mater mit weltlichen Werken - sie selbst wählte die Kantate Nel chiuso centro, und die italienische Mezzosopranistin Marianna Pizzolato, die Kapellmeister Antonio Pappano für das Projekt vorgeschlagen hatte, entschied sich für Questo è il piano. Das Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia aus Rom spielt zudem die Sinfonia aus dem geistlichen Drama Li prodigi della divina grazia nella conversione e morte di San Guglielmo duca d'Aquitania. Die Musiker, die moderne Instrumente nutzen, sind ganz offenkundig mit den Anforderungen der "Alten" Musik bestens vertraut, und spielen sie souverän.
Die beiden Sängerinnen aber können ihre Ausbildung nicht verleug- nen - und diese hat die Opernbühne zum Ziel, räumt Netrebko ein: "Zuerst versuchte ich, meine Stimme zurückzunehmen und wie eine Barocksängerin zu singen, aber dann fand ich die Idee nicht mehr so gut. Ich musste einen Mittelweg finden und mit meiner eigenen Stimme singen." Die Sängerin interessierte sich ganz offenkundig besonders für die theatralischen Momente von Pergolesis Musik. An manchen Stellen erzeugt das Dramatik; gelungen ist beispielweise Netrebkos messerscharfer Triller, der geradezu schmerzhaft verdeut- licht, wie das Schwert des Leidens die Seele der Gottesmutter beim Anblick ihres gekreuzigten Sohnes durchdringt. So perfekt ist das nicht einmal in der Aufnahme mit René Jacobs zu hören. An anderen Stellen muss man freilich schmunzeln, weil die Sängerinnen über- ziehen und hier und da doch die Primadonna hören lassen. 
Was soll's - Netrebko-Fans wird das nicht schrecken. Und Mezzo- sopranistin Pizzolato harmoniert stimmlich sehr gut mit dem Star. Sie hat eine warme, stets gut geführte, allerdings sehr hell timbrierte Stimme; eigentlich sollte ein contralto aber auch klanglich einen Kontrast zum Sopran bieten. 

Samstag, 19. März 2011

The Trio Sonata in 18th-Century England (BIS)

"It is wonderfull to observe what a skratching of Correlli there is every where - nothing will relish but Corelli", ätzte ein englischer Musikschriftsteller über die Werke, die im 18. Jahrhundert in Groß- britannien erklangen, "that  his are transcendant  wee grant; but that no style or compositions but his are valuable, is from a defect of copia in musick." 
Diese CD zeigt, wie die Komponi- sten damals mit dieser Mode umgingen. Sie beginnt mit der Sonata in G-Dur von John Ravenscroft, einem Werk, das 1695 in Rom erschien, und das Zeitgenossen Corelli zuschrieben. Doch das London Baroque-Ensemble demonstriert anhand weiterer Triosonaten, dass längst nicht alle Musiker das Vorbild derart plump imitierten. Und so finden sich auf dieser CD sehr gelungene Interpretationen von Wer- ken Georg Friedrich Händels, Charles Avison, William Boyce, Thomas Augustine Arne, Karl Friedrich Abel und Thomas Erskine, Earl of Kelly. Die ausgewählten Werke machen deutlich, wie in Großbritan- nien das italienische Vorbild aufgegriffen, eigenen musikalischen Traditionen angepasst und letztlich zur Klassik weitergeführt wurde. 

Monteverdi: Vespro della Beata Vergine; Pluhar (Virgin Classics)

Diese Aufnahme von Monteverdis Marienvesper wurde im April 2010 im großen Saal des Arsenals Metz aufgezeichnet. Das Ensemble L'Arpeggiata brachte in diesen mo- dernen Raum mit seinen historisie- renden Elementen historische Klänge, hier und dort behutsam modernisiert. Das beginnt schon bei der Entscheidung, die Antipho- nen zu streichen, um so den kon- zertanten Charakter dieser Inter- pretation zu betonen.
Die Besetzung ist vergleichsweise gigantisch - ein Dutzend Sänger, 18 Instrumentalisten. Von der Barockharfe bis zum Psalterium, und vom Zink über die Posaune bis hin zur Truhenorgel, Theorbe, Tiorbino, Erzlaute, Barockvioline, Viola, Violone - wobei ich auf den Bildern ganz eindeutig zwei der- artige Instrumente sehe, aber in der Besetzungsliste nur einen Namen finde - ist nahezu alles vertreten, was zu Monteverdis Zeiten gespielt worden ist. 
Ob der Komponist selber sein Werk jemals derart opulent ausgestattet aufführen konnte, darf freilich bezweifelt werden. Es kann sogar sein, dass er es nur durch die Orgel begleiten ließ. Dafür spricht, dass er es Papst Paul V. gewidmet hat - in Rom aber waren damals nur männ- liche Sänger vorhanden, und als Basso Continuo war ausschließlich die Orgel gebräuchlich. Dagegen spricht, dass er die Stelle, um der er sich mit diesem Werk bewarb, nicht erhalten hat - und in Venedig, wo er 1613 das Amt des Kapellmeisters am Markusdom erhielt, galten ganz andere Regeln. 
Leider setzt Christina Pluhar, die künstlerische Leiterin dieser Produktion, die große Musikantenschar wenig strategisch ein. So gibt es viel Fortissimo, und wenig Differenzierung. Das ist schade, denn es macht die Aufnahme beliebig. Unter dem Strich ist sie gut, aber nicht überragend; es gibt bereits bessere Einspielungen, und diese Qualität erreicht sie trotz der ohne Zweifel exzellenten Mitwirkenden nicht. 

Freitag, 18. März 2011

Bartók, Grieg, Strauss: Violin Sonatas; Frang (EMI Classics)

Um es gleich vorweg zu schreiben: Vilde Frang gehört nicht zu jenen Geigenmädchen, die, durch die Marketingspezialisten der Platten- firmen hochgelobt, wie die Kome- ten im Feuilleton auftauchen - und ebenso schnell daraus wieder verschwinden. Schon ihre Debüt-CD mit Violinkonzerten von Sibe- lius und Prokofjew zeigte eine sehr eigenständige Künstlerin, die trotz ihrer Jugend durch ihre überwälti- gende musikalische Ausdrucks- fähigkeit begeisterte. 
Die Geigerin, die aus Oslo stammt, erhielt dafür inzwischen zahlreiche Preise.  Ähnliche Beachtung dürfte auch ihre zweite CD finden, die nun bei EMI Classics erschienen ist. Hier spielt sie zusammen mit dem Pianisten Michail Lifits die Violinsonate Nr. 1 in F-Dur op. 8 von Edvard Grieg sowie die Violinsonate in Es-Dur op. 18 von Richard Strauss. Diese beiden selten zu hörenden Jugendwerke ergänzt sie durch die Sonate für Solovioline BB 124, Sz. 117 von Béla Bartók - ein Stück, das seine Nähe zu Bach nicht verleugnen kann, aber das große Vorbild modern weiterführt, und wesentlich emotionaler. 
Alle drei Stücke fordern vom Interpreten ausgeprägte Virtuosität, doch sie belohnen ihn auch durch mitreißende Lebensfreude und eine große Portion Dramatik, was der temperamentvollen Solistin offen- kundig sehr liegt. Das Zusammenspiel mit Lifits wird stellenweise zum musikalischen Wettbewerb, in dem sich die beiden Solisten mit großem Vergnügen zu überbieten trachten. Doch spätromantisches Pathos wird man vergebens suchen. Frang gestaltet ausgesprochen intelligent, und sie verfügt über eine enorme Palette an insbesondere auch dunklen Klangfarben, die sie sehr geschickt einsetzt. Von dieser jungen Solistin werden wir ohne Zweifel in der Zukunft noch sehr viel hören - man darf gespannt bleiben. 

Donnerstag, 17. März 2011

Hasse: Te Deum - Sacred Works (cpo)

Johann Adolf Hasse (1699 bis 1783) war einer der wenigen Komponisten, die in der Zeit zwischen Händel und Haydn überregional bekannt, ja berühmt waren. Hasse stammt aus Berge- dorf bei Hamburg, er gehörte einer weitverzweigten norddeutschen Organistenfamilie an, und wurde zunächst durch seinen Vater unterrichtet. 
1718 debütierte er als Tenor an der Hamburger Oper am Gänsemarkt, ein Jahr später erhielt er ein Enga- gement an der Braunschweiger Hofoper. 1722 reiste Hasse nach Italien: In Neapel nahm er Kompositionsunterricht bei Alessandro Scarlatti und Nicola Porpora. Dort schrieb er auch seine ersten Opern, die sehr erfolgreich waren. Für die Oper Artaserse, erstmals aufgeführt 1730 zum Karneval in Venedig, wurde Hasse weithin gefeiert. Dort lernte "Il divino Sassone"  zudem die als "La nuova Sirena" gefeierte Sängerin Faustina Bordoni kennen - und heiratete sie noch im gleichen Jahr.
Erfolgreich verlief auch ein Gastspiel 1731 in Dresden, wo Hasse seine Oper Cleofide uraufführte. Unter König August III. wirkte der Musiker dann 30 Jahre lang als Hofkapellmeister in Dresden, was sowohl der Kapelle als auch der Oper ausgezeichnet bekam. Hasse und seine Frau wurden großzügig alimentiert, und wenn sich der Hof in Warschau aufhielt, dann hatte das Ehepaar  die Gelegenheit auch zu längeren Auslandsreisen. Hasse hielt sich oft in Venedig auf, wo er seit 1735 ein Haus besaß, und mehrfach als maestro di coro am Ospedale degl'Incurabili wirkte. Auch nach Paris reiste Hasse 1750, auf Einla- dung des französischen Hofes. 
In Dresden endete die Ära Hasse mit dem Siebenjährigen Krieg. 1756 besetzte Friedrich II. von Preußen die Stadt, der Hasse sehr verehrt und oft gemeinsam mit ihm musiziert haben soll. Doch infolge des Kanonenbeschusses brannte am 19. Juli 1760 Hasses Wohnhaus ab, mitsamt den zum Stich vorbereiteten Abschriften seiner gesammel- ten Werke. Der Musiker ging mit seiner Familie nach Wien; unmittel- bar nach dem Tode des sächsischen Königs 1763 wurden die Sängerin und der Hofkapellmeister dann durch dessen Nachfolger entlassen. 
Im Januar 1771 erhielt Hasse von Maria Theresia den Auftrag, anläss- lich der Hochzeit von Erzherzog Ferdinand mit Prinzessin Maria Beatrice d'Este eine Festoper zu komponieren. Ruggiero, als Höhe- punkt des musikalischen Rahmenprogramms der Hochzeitsfeier- lichkeiten vorgesehen, fand aber weit weniger Beifall als das Werk eines Fünfzehnjährigen, das ebenfalls zum Fest erklang: Ascanio in Alba von Wolfgang Amadeus Mozart. Hasse soll daraufhin gesagt haben: „Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen.“
Und damit behielt der Komponist Recht. Denn obwohl Hasse gemein- sam mit seinem Freund, dem Librettisten Pietro Metastasio, die Opera seria zur Blüte führte, wird heute faktisch nur noch seine Kirchenmusik gelegentlich aufgeführt. Die meisten dieser Werke schrieb Hasse für den Gottesdienst in der Katholischen Hofkirche zu Dresden.
So auch die Werke auf dieser CD, in deren Zentrum "das" Dresdner Te Deum steht, geschaffen von Hasse für die Weihe der neuen Hofkirche 1751. Es wird flankiert von einer Vertonung der Lauretanischen Litanei sowie Sub tuum praesidium, Tantum ergo und Regina coeli. Zu hören sind das Sächsische Vocalensemble sowie die Batzdorfer Hofkapelle unter Matthias Jung. Obwohl die Mitglieder dieses semi- professionellen Kammerchores durchweg exzellent singen, haben sie sich für diese Aufnahme Verstärkung geholt - Barbara Christina Steude, Sopran, Susanne Langner, Alt, Georg Poplutz, Tenor und Matthias Lutze, Bass. Ihre Stimmen passen sich in den Gesamtklang sehr schön ein, und die Batzdorfer Hofkapelle ergänzt den für Hasse typischen dezenten Orchesterpart. Eine Einspielung von beein- druckender Noblesse, die dieser Figuralmusik sehr gut gerecht wird. 



Mittwoch, 16. März 2011

Colori d'Amore - Simone Kermes (Sony)

Mit dieser CD beweist Simone Kermes erneut, dass sie derzeit die beste Koloratursopranistin der Welt ist. Die Sängerin, die aus Leipzig stammt und dort auch studiert hat, leistet Grandioses - und auf dieser CD erhält sie Gele- genheit, die ganze Palette ihrer künstlerischen Ausdrucksmittel vorzuführen. So zeigt Kermes in Giovanni Bononcinis Frondi tenere... Ombra mai fu - Händel gefiel das Stück so gut, dass er seine eigene Version 40 Jahre später an diesem Vorbild ausrichtete - ihre Fähigkeit, ein scheinbar "einfaches" Stück mit kluger, schlanker Stimmführung und der ent- sprechenden Phrasierung so zu gestalten, dass es ungeheure Inten- sität und Ausdruckskraft erhält. Und gleich im Anschluss daran schmettert sie in Scarlattis Ondeggiante, agitato im Duett mit einer höllisch anspruchsvollen Trompetenstimme einen hochvirtuosen Schlachtgesang, bei dem der Zuhörer rätselt, wie es möglich ist, solche Tonleitern und Triller zu singen - und wann die Diva denn nun endlich Luft holt. 
Sämtliche Stücke auf dieser CD, mit Ausnahme der Arie Cara tomba von Alessandro Scarlatti, sind Weltersteinspielungen.  Das Ensemble Le Musiche Nove unter seinem Gründer Claudio Osele begleitet Simone Kermes zuverlässig durch dieses - überaus attraktiv präsen- tierte - Wechselbad der Gefühle und der Leidenschaften. 

Schumann: Musique de chambre; Martha Argerich & friends (EMI Classics)

Martha Argerich, Jahrgang 1941, spielt seit vielen Jahren und immer wieder Schumann. Diese 3-CD-Box ist eine Sammlung mit Aufnahmen, die die Künstlerin im Rahmen des Lugano Festivals und im nieder- ländischen Nimwegen über mehre- re Jahre hinweg eingespielt hat - gemeinsam mit Freunden, denn die wenigsten dieser Werke sind "reine" Klavierstücke. So musiziert Arge- rich gemeinsam mit Kollegen wie Marie-Louise Neunecker, Mischa Maisky, Natalia Gutmann, Renaud und Gautier Capucon, Noboko Imai und vielen anderen.
Es ist erstaunlich, dass die CD trotzdem durchweg in erster Linie durch die Hand"schrift" der Pianistin geprägt sind - die Kollegen setzen zumeist eher Farbtupfer als eigene Akzente. Argerich spielt einen schönen, zwar romantischen, aber zugleich auch sehr tempera- mentvollen Schumann. Schon die Kinderszenen sind spannend, obwohl sie gerade eben so dem Klischee entkommen. Es sind auch hier winzige Details, die aus "normalem" Muszieren große Kunst machen. Und solche atemberaubenden Momente finden sich auf diesen drei CD einige - aus der Flut an Klaviereinspielungen zum Schumann-Jahr 2010 ragen diese Aufnahmen mit Kammermusik ohne Zweifel wie ein Solitär heraus. 

Mozart in Italien (Oehms Classics)

Reichlich zwei Jahre reiste der junge Mozart mit seinem Vater durch Italien. Er spielte in den Schlössern, Kirchen und Salons, hörte Konzerte und besuchte Opernaufführungen, und lernte eine Vielzahl von Kollegen kennen. Über ihre Arbeit und ihre Erleb- nisse berichteten Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart in zahlreichen Briefen.
Reinhard Goebel hat daraus eine Idee für ein traumhaftes Konzept- album gemacht, und bestätigt damit einmal mehr seinen Ruf als grandioser Entdecker, der am Rande des musikalischen Mainstreams schon so manches zu Unrecht vergessene Werk wieder ausgegraben hat. Und so erinnert diese CD an Johann Adolph Hasse, Thomas Linley, Veneziano Rauzzini und Franz Lamotte - und sie endet natürlich mit einem Werk von Mozart, der Sinfonia in D-Dur KV 111/120, Ouvertüre und Finale zu Ascanio in Alba, der Serenata zur Vermählung von Erzherzog Ferdinand, dem zweitjüngsten Sohn von Maria Theresia. 
Zu hören sind die brillante junge Geigerin Mirijam Contzen und die Bayerische Kammerphilharmonie, dirigiert von Reinhard Goebel - und es ist ein großes Vergnügen, den jungen Musikern zu lauschen, die sehr engagiert spielen. Eine wundervolle CD, die den Mitwirken- den einige Auszeichnungen und Preise bringen dürfte. Bravi! 

Montag, 14. März 2011

Rheinberger: Complete Organ Concertos (MDG)

"Beide, Orgel sowohl wie Orche- ster, sind Könige, oder vielmehr: eines ist Kaiser und eins ist Papst; beider Aufgaben sind verschieden, und beider Interessen sind zu um- fassend und zu abweichend von- einander, als dass sie miteinander vermischt werden könnten." Mit diesen Worten warnte Hector Ber- lioz 1844 in seinem Grand Traité d'instrumentation et d'orchestra- tion modernes vor dem Orgel- konzert.
Das erstaunt, denn sowohl bei Händel als auch bei Bach, Brixi oder Haydn harmonieren "Kaiser" und "Papst" bestens. Und die Orgeln von Aristide Cavaillé-Coll, die just zu diesem Zeitpunkt in Arbeit waren, luden geradezu dazu ein, ihren üppigen Klang mit einem Orchester zu kombinieren. Camille Saint-Saens, Alexandre Guilmant, Charles-Marie Widor und viele andere erprobten die neuartigen Möglichkeiten - und schufen teilweise grandiose Werke, die bis heute im Repertoire geblieben sind. 
Josef Gabriel Rheinberger setzt in seinen beiden Orgelkonzerten die Königin der Instrumente wie ein Orchesterinstrument ein - ein ganz besonders prächtiges freilich, das die Palette der verfügbaren Klang- farben erheblich erweitert. Der Orchestersatz ist daher dicht mit der Orgel verwoben - das Konzert wird zur Orgelsinfonie. Rheinbergers Musik ist spannend, klangschön, und dabei erstaunlich innovativ - wie man ihn einen "Traditionalisten" schimpfen kann, das will sich mir nicht erschließen. 
Und weil noch etwas Platz auf der CD blieb, wurden die Orgelkonzerte um ein weiteres Werk ergänzt, das dazu hervorragend passt. Im März 1882 bat ein befreundeter Kirchenmusiker Rheinberger um ein "paar Adagios für Violine und Orgel zum Gebrauch bei Kirchenproduktio- nen - an solche Sachen fehlt es."  Rheinberger lieferte prompt - und bearbeitete gleich anschließend drei der Sechs Stücke für Violine und Orgel op. 150 für das Violoncello. 
Auf dieser Super Audio CD werden seine Werke kongenial interpre- tiert. Das Musikkollegium Winterthur musiziert engagiert unter Leitung seines Chefdirigenten Douglas Boyd und gemeinsam mit dem Organisten Stefan Johannes Bleicher. Das Cellosolo spielt Cäcilia Chmel, die Solocellistin des Musikkollegiums. Er erklingt die Riepp-Walcker-Orgel der Stadtkirche Winterthur - und auch sie passt ganz hervorragend zu dieser Art von Musik. Kurz und gut: Die Aufnahmen sind vom ersten bis zum letzten Ton ein Vergnügen. Bravi. 

BC Choredition (Berlin Classics)

Aus dem reichen Fundus der vor- handenen Aufnahmen hat Berlin Classics die BC Choredition zusammengestellt - die schönsten Aufnahmen der bedeutendsten Chorwerke aus fünf Jahrhunderte, nebst einigen Silberscheiben, die wichtigen Komponisten gewidmet sind: Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy. 
Die Auswahl hat durchweg Klasse, ebenso wie die Interpreten. So sind beispielsweise auf der Mendels- sohn-CD der Dresdner Kreuzchor unter Rudolf Mauersberger, Gothart Stier und Roderich Kreile zu hören, das Vocal Consort Dresden unter Peter Kopp und der Rundfunkchor Leipzig unter Horst Neumann. Liebhaber von Chormusik dürfen sich freuen!  

Sonntag, 13. März 2011

Luise Adolpha Le Beau: Complete Works for Piano (Genuin)

Luise Adolpha Le Beau (1850 bis 1927) war die einzige Tochter eines Offiziers. Sie wurde zunächst im Elternhaus unterrichtet. Ihr Vater, der 1856 im Range eines Generalmajors aus dem Badischen Heer ausgeschieden war, erteilte ihr ab dem fünften Lebensjahr Klavierstunden. Später unter- wiesen sie professionelle Musiker; 1867 gab sie ihr Debüt als Piani- stin. Ein Jahr später spielte sie in Karlsruhe Beethovens Emperor-Klavierkonzert und das g-Moll-Konzert von Felix Mendelssohn Bartholdy. Zu ihren Lehrern gehör- ten Clara Schumann, Josef Gabriel Rheinberger und Franz Lachner. 
Le Beau wirkte ihr ganzes Leben lang als Musikerin. Sie konzertierte, komponierte, gab Unterricht und schrieb auch Musikkritiken. Ein bedeutender Teil ihrer Werke entstand für das Klavier. Die kroatische Pianistin Ana-Marija Markovina spielte für Genuin das komplette Klavierwerk ein. Mit dieser CD ermöglicht sie eine Bestandsaufnahme und Neubewertung der Stücke von Le Beau, die - anders als beispiels- weise eine Fanny Hensel - sich nicht in den Salon zurückziehen konnte, sondern auf dem von Männern dominierten Musikmarkt behaupten musste, wenn sie nicht nur Schülerinnen unterrichten wollte. 
Markovina spielt ihre Werke im Kontext der Spätromantik, betont weich und sanglich; sie setzt nur selten harte Konturen und gibt so den meist kurzen Charakterstücken Innigkeit und Wärme. Sie sind keineswegs gefällige Salonmusik - und dennoch muss man beim Hören schmunzeln, denn mitunter finden sich Anklänge an das Schaffen von Zeitgenossen. Und man meint, kurz Schumann zu hören, Brahms oder auch Chopin. Es sind weniger Zitate als vielmehr Klangfarben, die Le Beau in ihren Stücken aufschimmern lässt. Offenbar hat aber die Spielzeit der Silberscheibe dafür nicht ganz ausgereicht; drei Stücke bietet das Label als Bonus zum Download an.  

Beethoven: Piano Sonatas op. 109, 110, 111 (Zig-Zag Territoires)

Beethovens Klaviersonaten
op. 109, 110 und 111 spielt Alexej Borisowitsch Ljubimow, Jahrgang 1944. Das ist eine spannende Kombination - denn diese letzten drei Klaviersonaten haben Gene- rationen von Pianisten und Musik- wissenschaftlern Rätsel aufgege- ben. "Vor allem ziehen diese Sonaten mit ihrer Ungelöstheit, Einzigartigkeit an. Sie widerstehen jedem Standardmaß in ihrer Formproblematik", meint Ljubi- mow. "Man hat es ,unbequem', ,ungreifbar', sie zu spielen, nichts öffnet sich, spielt sich von selbst, und man gibt sich gigantische Mühe, den Text für sich zu ,erläutern', um zu verstehen, welche Metaphysik, welche philosophischen Gedanken hinter allen formalen Kunstgriffen und Deformationen stehen, dazu zwingen, dass die Form sich drängt und sich verdichtet, aber dann plötzlich erstarrt und hängen bleibt, auf einen neuen unvorhergesehenen Impuls wartend. 

Zweitens bleiben die Sonaten dem konkreten Klavierinstrument fern, der Widerstand und Kampf mit den herkömmlichen, früheren Kla- viertypen (er war bei Beethoven immer erkennbar) ist nicht mehr zu hören; als ob ihre Musik das vorhandene Instrument ,übersieht', seine Greifbarkeit und seine historischen Eigenschaften überwindet. Das historische Klavier wird heute mit diesen Sonaten sozusagen über seine Zeit hinaus transzendiert." 
Dennoch hat sich der Pianist für diese Einspielung ein historisches Instrument ausgesucht. Er spielt einen Wiener Flügel aus der Werkstatt von Alois Graff, erbaut um 1828. "Ich wählte ihn nicht nur wegen seiner reichen Klangpalette, sondern auch wegen einigen Ungleichmäßigkeiten, kleinen Mängeln an Perfektion, wie sie immer bei historischen Instrumenten vorkommen." 
Alexej Ljubimow war einer der letzten Schüler von Heinrich Neuhaus in Moskau. Ausgebildet gemäß der großen russischen Klaviertradi- tion, lernte er in Brüssel in den 60er Jahren die Gebrüder Kuijken kennen, und entdeckte fasziniert das Musizieren auf historischen Instrumenten. Zugleich engagiert sich Ljubimow aber für die Werke der zeitgenössischen Avantgarde; er hat viele davon uraufgeführt und ist gleichermaßen berühmt als Interpret der Werke von Denisov, Schnittke, Silvestrov, Gubaidulina oder Pärt. 
Diesen drei Sonaten Beethovens nähert er sich ausgesprochen respektvoll. Er belässt sie im Rätsel, und so klingen sie dann auch. Hier spielt ein Künstler, der sich nichts mehr beweisen muss, einen Komponisten, der an die Grenzen des Ausdruckes gestoßen ist. Und der Zuhörer lauscht atemlos, denn auch diese CD ist eine Grenz- erfahrung. Grandios! 

Italian Album - Arias and Overtures by Verdi and Puccini (MDG)

Diese CD stellt den walisischen Tenor Timothy Richards vor. Um es gleich zu sagen: Zu den ganz großen Stimmen gehört seine nicht. Was ihm aber an Belcanto-Schmelz, an Leichtigkeit und an Geschmeidigkeit fehlt, das macht Richards durch Intensität und Ausdruck wett. Außerdem sieht er gut aus - und wenn er auf der Bühne seine Rollen genauso ein- drücklich gestaltet, wie auf dieser CD, dann wird er noch oft als Alfredo, Cavaradossi, Macduff oder als Herzog von Mantua zu erleben sein. Mir scheint seine Stimme allerdings eher zum französischen Repertoire zu passen. An der Komischen Oper zu Berlin, wo er seit 2006 Ensemblemitglied ist, war er bereits als Hoffmann zu hören - man darf neugierig bleiben, welche Partien er in Zukunft übernimmt.