Sonntag, 31. Oktober 2010

Mayr: Te Deum, Mozart: Missa solemnis (Naxos)

Als Missa solemnis wird oft Mo- zarts C-Dur-Messe KV 337 be- zeichnet, die letzte Messe des Komponisten. Musikwissenschaft- ler verweisen jedoch darauf, dass es sich dabei um eine Kurzmesse, eine sogenannte Missa brevis, handelt. Die Missa solemnis be- gleitet ein feierliches Hochamt - und fällt in Umfang und Besetzung entsprechend üppig aus. 
Für das Werk, das auf dieser CD zu hören ist, trifft dieses uneinge- schränkt zu. Wer aber der Autor dieser Messe in C-Dur ist, das wird sich wohl nicht abschließend klären lassen. Simon Mayr besaß eine Abschrift dieses Werkes, und darauf vermerkte er: "Mozart". Diese Messe jedoch war offenbar beliebt, und so kursieren noch zahlreiche weitere Kopien davon. Darauf sind die unterschiedlichsten Autoren benannt - Franz Xaver Brixi, Abbé Georg Vogler, Cajetan Vogel; neben Wolfgang Amadeus Mozart gehört auch sein Vater Leopold Mozart zum Kreis der in Erwägung gezogenen Urheber.
Wer auch immer dieses Opus tatsächlich geschaffen haben mag - es ist prachtvoll, auch wenn es nicht wirklich Mozartsches Format erreicht. Und es wird auf dieser CD sehr ansprechend vorgetragen. Dafür wählt Franz Hauk, der Gründer und Leiter des Simon Mayr Chores, eine interessante Version der Besetzung: In der Partitur vorgesehen sind vier Solisten; hier sind acht zumeist junge Sänger zu hören, die sich jeweils die Partie teilen.
Von Johann Simon Mayr stammt das zweite Werk auf dieser CD - das Te Deum in D-Dur, entstanden 1805. Mayr, 1763 in Mendorf bei Ingolstadt als Sohn eines Lehrers und Organisten geboren, verhalf seine musikalische Begabung zu einer erstklassigen Ausbildung; er erhielt zunächst einen Freiplatz am Jesuitenkolleg Ingolstadt und konnte so studieren. Später ermöglichten es ihm Mäzene, Unterricht bei Carlo Lenzi in Bergamo und Ferdinando Bertoni in Venedig zu nehmen. Mayr war als Komponist sehr erfolgreich; er hat eine große Anzahl geistlicher Werke hinterlassen, gilt jedoch in erster Linie als Vater der italienischen Oper. Gaetano Donizetti war sein Schüler. 1845 starb Mayr in Bergamo, anerkannt und hoch geschätzt.
Sein umfangreiches Werk wird erst allmählich wiederentdeckt; dafür engagieren sich auch Franz Hauk und die jungen Sänger des Simon Mayr Chores. Auf der vorliegenden CD werden sie vom Georgischen Kammerorchester Ingolstadt begleitet. Gegründet 1964 in Tbilissi, zog das komplette Ensemble 1990 nach Ingolstadt um. Die exzellent ausgebildeten Musiker sahen in ihrer Heimat Georgien keine Zukunft mehr. Jetzt bereichern sie das Musikleben an Altmühl und Donau.

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