Donnerstag, 18. März 2010

Wagner: Parsifal (Berlin Classics)

Eine Runde alter Männer, in Ritualen und Formeln erstarrt - ein Schelm, wer Arges dabei denkt! und hoher Respekt vor dem Dirigenten Herbert Kegel, der 1975 in der DDR diese Einspielung von Wagners Bühnenweihfestspiel durchgesetzt hat. Den Ideologen des DDR-Regimes freilich war Wagners Parsifal aus ganz anderen Gründen suspekt. Die ganze Geschichte um den Gral, das Blut, Amfortas, Kundry und Klingsor und die Erlösung wird bis heute nur zu gern mit Blick auf Wagners antisemitische Schriften inter- pretiert. Die Experten streiten darüber gern und heftig.
Kegel hält sich aus solchen Debatten heraus - oder auch nicht, denn schon die Entscheidung für eben dieses Stück ist ja bereits durchaus ein Zeichen. So entschloss sich der Dirigent, Wagners Oper in ihrer Nähe zur Musik des 20. Jahrhunderts zu erkunden. 
Das Ergebnis ist noch heute hörenswert - und das nicht nur aufgrund der erstklassigen Besetzung. Genannt seien hier nur Theo Adam als Amfortas, Ulrik Cold als Gurnemanz, René Kollo als Parsifal, Gisela Schröter als Kundry, die Rundfunkchöre Berlin und Leipzig, der Thomanerchor sowie das Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig. Kegel meidet jegliches Pathos - und zeigt uns Wagners Werk in einer Leichtigkeit und Transparenz, die diesem Stoff derart perfekt entspricht, dass man sich diese historische Aufnahme noch heute gern anhört.

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