Freitag, 10. Juli 2009

Beethoven: Concerto No. 5 "Emperor" - Hélène Grimaud (Deutsche Grammophon)

Als "Philosophin am Klavier" preist das Label die Interpretin, und das Booklet bringt eine entsprechend reiche Auswahl von Zitaten. Leseprobe: "Man hört Beethovens Kompositionen den Kampf an, das Ringen um jeden Ton, um jeden Akkord. Er hat sich an einer Weltvorstellung abgearbeitet, die für mich absolut zeitgemäß ist, um nicht zu sagen modern. Schließlich leben auch wir in einer Welt, die wir kaum noch greifen können, in der die Irritationen größer sind als die Vorstellungen von einem komplexen Gesamtbild. Auch wir zweifeln immer wieder daran, dieser Welt eine Form zu geben - eine Form, nach der wir uns sehnen. Beethoven hat uns vorgemacht, dass die Arbeit an den Brüchen und an der Fehlerhaftigkeit des Menschen in musikalische Schönheit münden kann. Er hat den Himmel auf Erden gesucht. Er war stets bereit, die Welt auf den Kopf zu stellen." O je. - Grimaud versucht sich daran ebenfalls, wie man hört. Melodische Linien sind offenbar verdächtig - bitte kein Pathos! "Statt Blut, Schweiß und Tränen hören wir Gedanken, Reflexionen, Ideen", textet das Label. Dass zu guter Letzt doch noch, irgendwie, Musik daraus wird, dankt der Hörer der überragenden Staatskapelle Dresden unter Vladimir Jurowski. Der Orchesterpart ist die eigentliche Überraschung dieser Aufnahme. Hier klingt Beethoven tatsächlich neu und unerhört - und in jenen Passagen, wo die Solistin mit dem Orchester musiziert, wird sie davon getragen. Ansonsten kann diese Interpretation leider nicht begeistern. Das gilt ebenso für die Klaviersonate Nr. 28 in A-Dur, das zweite Stück auf der CD. Die Welt ordnen durch Musik? Gut und schön. Aber hier höre ich vor allem das Ringen um Ordnung; die Musik bleibt dabei auf der Strecke.

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